"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat und die Seelen derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben."

Dienstag, 22. März 2011

A week in December - Sebastian Faulks

People never explain to you exactly what they think and feel and how their thoughts and feelings work, do they? They don’t have time. Or the right words. But that’s what books do. It’s as though your daily life is a film in the cinema. It can be fun, looking at those pictures. But if you want to know what lies behind the flat screen you have to read a book. That explains it all.

Mittwoch, 16. März 2011

Der Geschichtenerzähler - Patricia Highsmith


Der Geschichtenerzähler - Patricia Highsmith

"Mich haben immer nur die kriminellen Möglichkeiten des Normalmenschen beschäftigt, dabei ist mir die Aufklärung des Mordfalles gleichgültig. Gibt es etwas Langweiligeres und Gekünstelteres als Gerechtigkeit? Das Leben schert sich einen Deut darum, ob einem Gerechtigkeit widerfährt. Ich erzähle Geschichten; mein Ziel ist nicht, den Leser moralisch aufzurüsten, ich will ihn unterhalten. Leute ohne Moral, wenn sie nicht sture, brutale Typen sind, amüsieren mich, sie sind phantasievoll, geistig beweglich und nicht bereit, sich der Gesellschaft zu beugen, und die sind dramatisch nahrhaft." - Patricia Highsmith

FAZIT: Patricia Highsmith schreibt Krimis. Und sie schreibt doch keine Krimis. Jedenfalls keine Krimis im herkömmlichen Sinne. Es sind auch keine Thriller oder Psycho-Thriller. Obwohl ihr Buch alles andere als langweilig ist. Und die Marke Psycho hat es auf jeden Fall weg, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne. Sie beleuchtet den Psychopathen in einem ganz normalen Menschen, in jemanden wie Du und Ich. Er könnte hier unter uns leben oder es könnte sogar man selbst sein. Mit einer präzisen Beobachtungsgabe und interessanten Details beschreibt sie einen ganz normalen Menschen und seinen Weg zum Mörder. Zum Mörder? Das ist die Frage, die offen bleibt. Zumal Patricia Highsmith den Leser so in den Strudel der wirren Gedanken der Hauptperson einbezieht, dass man manchmal gar nicht mehr weiß, was nun (fiktive) Realität ist und was sich der Protagonist nur ausdenkt. Geschickt versteht sie es ein banales Alltagsgeschehen so spannend zu beschreiben, dass der Leser gefesselt wird und doch die Einfachheit der Sprache und der Handlung überwiegt. Es ist ein Buch, das noch lange danach im Kopf herumschwellt und einem schwer im Magen liegt. Man muss es erst verdauen und sich damit beschäftigen, bis man es in einem Hinterstübchen ablegen kann. Zuviel Patricia Highsmith auf einmal ist gefährlich, aber doch macht ihr Stil und das Buch süchtig, so dass man nicht einfach mittendrin aufhören kann, um etwas anderes zu tun. Bei ihr tritt der Mord und die Aufklärung des Verbrechens in den Hintergrund, vielmehr interessieren sie die Hintergründe, Tatsachen und Gedanken, die einen Menschen zum Mörder werden lassen. Psychoanalyse inklusive.
Ein Buch für eingefleischte Krimi/Thriller-Fans und nichts für zarte Gemüter, auch, wenn es auf den ersten Blick so anmuten würde.

3 Sterne

Die Mütter-Mafia - Kerstin Gier


Die Mütter-Mafia - Kerstin Gier

Es gibt sie, die perfekten Mamis und Bilderbuch-Mütter, die sich nur über Kochrezepte, Klavierlehrer und Kinderfrauen austauschen. Doch eigentlich sind sie der Albtraum jeder Vorstadtsiedlung. Dagegen hilft nur eins. Sich zusammenrotten und eine kreative Gegenbewegung gründen: die "Mütter-Mafia"! Ab jetzt müssen sich alle braven Muttertiere warm anziehen...


FAZIT: Grandios! Das war das erste Buch, das ich von Kerstin Gier gelesen habe und ich muss sagen, ich bin begeistert. Man könnte fast sagen, sie ist eine "Koryphäe auf ihrem Gebiet". Mitunter einer der besten Frauenromane, den ich bis jetzt gelesen habe. Mit spitzer, ironischer Feder gezeichnete Vorstadtmütter, die zwar perfekt scheinen, aber man sollte aufpassen: Der schöne Schein trügt. Unglaublich witzig geschrieben und mit vielen Stellen, bei denen man sich das laute Auflachen beim besten Willen nicht verkneifen kann. Eine recht alltägliche Story, verknüpft mit dem richtigen Quäntchen Liebe, Happy-End und Friede-Freude-Eierkuchen. Trotzdem nicht zu kitschig und auf jeden Fall nicht nur als Zeitvertreib zum nebenbei lesen. Werde auf jeden Fall so schnell wie möglich die Fortsetzung lesen: "Die Patin". Und auch die anderen Bücher von Kerstin Gier werden möglichst bald den Weg zu mir finden. Ihr Stil ist wirklich klasse!

4 Sterne

Freitag, 11. März 2011

Die Stadt der Träumenden Bücher - Walter Moers


Die Stadt der Träumenden Bücher - Walter Moers

"Ja, ich rede von einem Ort, wo einen das Lesen in den Wahnsinn treiben kann. Wo Bücher verletzen, vergiften, ja, sogar töten können. Nur wer wirklich bereit ist, für die Lektüre dieses Buches derartige Risiken in Kauf zu nehmen, wer sein Leben auf's Spiel setzen will, um an meiner Geschichte teilzuhaben, der sollte mir folgen. Allen anderen gratuliere ich zu ihrer feigen, aber gesunden Entscheidung, zurückzubleiben. Macht's gut, ihr Memmen! Ich wünsche euch ein langes und sterbenslangweiliges Dasein und winke euch in diesem Satz Adieu!" - Hildegunst von Mythenmetz

FAZIT: Walter Moers ist ein Meister seines Fachs. Er war beim Schreiben dieses Buches, wie die Bewohner von Zamonien sagen würden, wahrlich vom Orm durchdrungen. Ein grandioses Leseerlebnis, das man sich wirklich nicht entgehen lassen sollte. Walter Moers vermischt hier Fantasy, Bücherliebe, Abenteuer und einen unglaublichen Ideenreichtum zu einem wirklich gelungenen Buch. Durch seine ganz eigene Schreibweise fasziniert er die Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Man fiebert mit den verschiedensten Figuren des Romans mit und man merkt selbst, wie man sich während der Lektüre des Buches verändert. Es reisst mit und erweckt die Sehnsucht nach einer Stadt wie Buchhaim (auch, wenn es dort Vorgänge gibt, die vielleicht gegen einen Besuch sprechen würden) und einem Leben, welches nur den Büchern gewidmet ist. Man möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen, selbst, wenn das Buch zu Ende ist.
Liebevoll gezeichnete Figuren (charakterlich und real ins Buch gezeichnete) lassen den Leser immer wieder Schmunzeln, ebenso, wie der dem Autor eigener Humor, den er in allen Facetten den Figuren auf den Leib schreibt. Dieses Buch begeistert und lässt die eigene Fantasie Luftsprünge vollziehen.

5 Sterne

Mittwoch, 9. März 2011

Die Stadt der Träumenden Bücher - Walter Moers

"Holzzeit – so nannte man in Buchhaim die beschaulichen Stunden des Abends, den behaglichen Ausklang des buchhändlerischen und literarischen Treibens des Tages. Wenn dicke Holzbalken in die Kamine gelegt und Pfeifen entzündet wurden, wenn blutschwere Weine ihre Aromen in den dickbäuchigen Gläsern entfalteten und die Meisterleser ihre Veranstaltungen begannen: dann war Holzzeit. Dann knisterten und knackten die Scheite im Feuer, und gelber Schein erfüllte die Lesezimmer. Alte Folianten und druckfrische Erstausgaben wurden geöffnet und die Zuhörer rückten näher, um Bewährtes oder Gewagtes, Essay oder Novelle, Romanausschnitt oder Briefwechsel, Lyrik oder Prosa vorgetragen zu bekommen. Holzzeit war die Zeit, in der sich der Körper zur Ruhe begab und der Geist erst richtig erwachte, in der die Phantome der Dichtkunst aus dem Papier stiegen und um die Köpfe der Hörer und Leser tanzten."

Montag, 7. März 2011

Anna Karenina - Leo N. Tolstoi


Anna Karenina - Leo N. Tolstoi

Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich.


FAZIT: Tolstoi ist mit diesem Werk ein wahres Gesellschaftsepos seiner damaligen Zeit gelungen. In fast tausend Seiten erzählt er die Geschichte Anna Kareninas, die sich, unzufrieden mit ihrem Mann und in ihrer Lebenslust eingeschränkt, in Wronskij verliebt. Sie betrügt ihren Ehemann und verlässt ihn am Ende ganz. Doch ihre Glück soll nicht lange währen: Zerüttet durch die Gesellschaft und in ihrer Entfremdung mit Wronskij gefangen, wird sie sich selbst das Leben nehmen.
Dem gegenüber steht Lewin, der junge grüblerische Gutsbesitzer, der in Kitty verliebt ist, sie aber erst nach einem zweiten Anlauf bekommt und mit ihr glücklich wird. Seine ständigen gedanklich erzeugten Hochs und Tiefs, während denen er sich den Sinn des Lebens und seines Seins zusammenphilosophiert sind aber der eigentliche Hauptaugenmerk, den der Autor auf Lewin gelegt hat.
Meisterhaft versteht es Tolstoi, durch bis in kleinste Detail beschriebene Beobachtungen, die russische Gesellschaft zu charakterisieren. Des Weiteren flicht er viele philosophische, wissenschaftliche und theologische Thesen in seinen Gesellschaftsroman ein, durch die der Leser nicht nur eigene Denkanstöße, sondern auch das wichtige Gedankengut der damaligen russischen Zeit geliefert bekommt.
Ein Buch, für das man Zeit braucht - die es aber auch definitiv wert ist.
Zu Recht bezeichnete Thomas Mann diesen Roman als den "größten Gesellschaftsroman der Weltliteratur". 


Für all jene, die gerne einmal einen dickeren Schmöker zur Hand und sich dafür auch Zeit nehmen. Es ist ein Buch das sich zieht, aber am Ende erscheint alles wohl proportioniert in einem harmonischen Licht.


4 Sterne

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