Die Entdeckung der Currywurst - Uwe Timm
Wie schmeckt die Erinnerung? Und wie kommt es zu großen und kleinen Entdeckungen? Der Erzähler will es wissen und besucht eine Frau, von der er glaubt, sie habe die Currywurst entdeckt. Aber zunächst erzählt sie eine ganze andere Geschichte: von ihrem Liebesverhältnis zu einem Soldaten im April '45. Und dann erweist sich die so alltäglich beginnende Geschichte doch als eine unerhörte Begebenheit...
FAZIT: Wenn man sich erstmal an den Erzähltstil Uwe Timms gewöhnt hat und an die doch recht eigentümliche Art, wörtliche Rede ohne Anführungszeichen, als indirekte Rede anmutend, darzustellen, lesen sich seine Bücher sehr schnell und fließend gut durch. Die Entdeckung der Currywurst als eine Kette von Zufällen gesehen, erzählt durch eine alte Frau, die zwar nur manchmal gebrochen erscheint, aber dann doch wieder in ihrer alten Kraft und Stärke aufleuchtet. Man möchte es nicht für möglich halten, was in diesem Buch erzählt wird und doch sieht man mal wieder, was die Liebe doch alles mit den Menschen anrichten kann. Ob nun wirklich wahr oder doch nur teilweise der Realität entnommen, bleibt dem Leser letztenendes verschlossen, doch schafft Uwe Timm es meisterlich dem Leser die Gefühle der Figuren einzupflanzen, sie in das Leben desjenigen zu integrieren und sie ihn auch nach der Lektüre nicht mehr abschütteln zu lassen. Eine Novelle, in der viel Vergangenheitsbewältigung betrieben wird, wie auch in all den anderen Büchern Timms. Doch erscheint es nicht langweilig oder wie eine distanzierte Schau auf das Leben eines anderen. Die Geschichte ist zwar nüchtern, klar und sachlich erzählt, lässt aber ohne weiteres eine Lebendigkeit aufwarten, die man so nicht erwartet.
4 Sterne
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