"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat und die Seelen derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben."

Sonntag, 30. Oktober 2011

Glück hinterlässt keine Narben. Aus Frieden lernen wir nicht viel.

"Das ist traurig! Es ist traurig, wenn jemand für Zuneigung zu solchen Mitteln greifen muss. Normale, glückliche Kinder sollten das nicht tun müssen. Normale Eltern sollten das bemerken. Wieso habe ich das all die Jahre nicht bemerkt? Weshalb gehe ich dauernd wie ein Versicherungsvertreter stolz mit meinen Wunden hausieren, statt mir gebührend leid zu tun?"

"So ist er, der ewige Teufelskreis. Wir achten alle nicht genug aufeinander. WIr lassen uns zu schnell von abwinkenden Händen und schiefem Grinsen und schlechten Witzen überreden, dass alles in Ordnung ist. Und glauben, dass alles in Ordnung ist. Bis irgendwann die Seele ihre fünfzehn Minuten Ruhm einfordert, und dann geht nichts mehr. Denn die Seele will mehr als den kleinen Finger. Sie will alles. Und bekommt alles. [...]
Ich kann das nicht heilen. Ich muss lügen, denn Angst ist sehr wohl schlimm. Angst ist das Gruseligste, was mir in meinem Leben je passiert ist, und ich möchte nicht, dass sie je wiederkommt. Angst raubt einem den Atem. Man kann nicht einmal weinen. Evolutionär betrachtet, muss man angesichts einer großen Bedrohung konzentriert sein. Tränen würden einem nur die Sicht verschleiern. Man muss aber sehen können, wenn man Angst hat, denn man muss sich schnellstmöglich in Sicherheit bringen. Nur, dass man in unserem Fall nicht weg kann. Man rennt immer nur gegen die eignenen Schädelwände."

Mängelexemplar - Sarah Kuttner

Samstag, 29. Oktober 2011

Das Labyrinth der Träumenden Bücher - Walter Moers



Das Labyrinth der Träumenden Bücher - Walter Moers

Hildegunst von Mythenmetz, der größte Schriftsteller Zamoniens, suhlt sich auf der Lindwurmfeste in seinem Erfolg. Da erreicht in ein mysteriöses Schreiben, das ihn verlockt, nach Buchhaim, der "Stadt der Träumenden Bücher", zurückzukehren. Dort trifft er auf eine neuerbaute Stadt, die vor Leben rund um das Buch nur so vibriert. Und er begegnet alten Bekannten, aber auch neuen Phänomenen und Wundern der Stadt. Librinauten und dem Biblionismus, Qualmoiren und dem Buchwein, sowie vor allem den obskuren Puppettisten, dem faszinierenden Puppaecircus Maximus und dem geheimnisvollen Maestro Corodiak.

FAZIT: Als ich anfing, dieses Buch zu lesen, war mir nicht bewusst, dass Walter Moers beschlossen hatte es (aufgrund der gewaltigen Prosa von Hildegunst von Mythenmetz) in zwei Teile aufzuspalten. (Diese Technik scheint heutzutage sehr beliebt zu sein, vor allem in der Filmindustrie, warum auch immer - Walter Moers sei es jedoch verziehen, sein Werk ist wenigstens gut und bis zu letzten Seite spannend). Jedenfalls dachte ich noch auf den letzten paar Seiten, dass jetzt das große, das einzige und überaus spannende Geheimnis gelüftet wird. Außerdem wunderte ich mich selbst auf der letzte Seite noch darüber, dass dieses Buch "Das Labyrinth .." hieß, jedoch kein einziges Mal das Labyrinth darin vorkommt. Aber Walter Moers hat es mal wieder geschafft, dass man ihm nicht böse sein kann und gespannt auf das dritte Buch über Zamoniens bekanntesten Dichter wartet. Trotz vielseitiger Ausführungen über den Puppetismus, der hier so gut wie den größten Stellenwert einnimmt (inklusive gekonnte Parodisierung bekannter Menschen und Theater- sowie Kultumstände in unserer Welt) liest sich das Buch in gewohnter Manier sehr flüssig und ist eigentlich kaum aus der Hand zu legen. Spannend wie eh und je wird Hildegunst von Mythenmetz' Weg durch Buchhaim beschrieben und lässt den Leser alles bildlich vor seinem inneren Auge entstehen. Auch, wenn dieses Buch nur auf das nächste heiß machen soll, sollte jeder Leser, der etwas auf sich hält, sollte schnellstmöglichst in die Buchhandlung seines Vertrauens rennen und es sich kaufen. Es lohnt sich!

5 Sterne

Follower