"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat und die Seelen derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben."

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Samstag, 29. Oktober 2011

Das Labyrinth der Träumenden Bücher - Walter Moers



Das Labyrinth der Träumenden Bücher - Walter Moers

Hildegunst von Mythenmetz, der größte Schriftsteller Zamoniens, suhlt sich auf der Lindwurmfeste in seinem Erfolg. Da erreicht in ein mysteriöses Schreiben, das ihn verlockt, nach Buchhaim, der "Stadt der Träumenden Bücher", zurückzukehren. Dort trifft er auf eine neuerbaute Stadt, die vor Leben rund um das Buch nur so vibriert. Und er begegnet alten Bekannten, aber auch neuen Phänomenen und Wundern der Stadt. Librinauten und dem Biblionismus, Qualmoiren und dem Buchwein, sowie vor allem den obskuren Puppettisten, dem faszinierenden Puppaecircus Maximus und dem geheimnisvollen Maestro Corodiak.

FAZIT: Als ich anfing, dieses Buch zu lesen, war mir nicht bewusst, dass Walter Moers beschlossen hatte es (aufgrund der gewaltigen Prosa von Hildegunst von Mythenmetz) in zwei Teile aufzuspalten. (Diese Technik scheint heutzutage sehr beliebt zu sein, vor allem in der Filmindustrie, warum auch immer - Walter Moers sei es jedoch verziehen, sein Werk ist wenigstens gut und bis zu letzten Seite spannend). Jedenfalls dachte ich noch auf den letzten paar Seiten, dass jetzt das große, das einzige und überaus spannende Geheimnis gelüftet wird. Außerdem wunderte ich mich selbst auf der letzte Seite noch darüber, dass dieses Buch "Das Labyrinth .." hieß, jedoch kein einziges Mal das Labyrinth darin vorkommt. Aber Walter Moers hat es mal wieder geschafft, dass man ihm nicht böse sein kann und gespannt auf das dritte Buch über Zamoniens bekanntesten Dichter wartet. Trotz vielseitiger Ausführungen über den Puppetismus, der hier so gut wie den größten Stellenwert einnimmt (inklusive gekonnte Parodisierung bekannter Menschen und Theater- sowie Kultumstände in unserer Welt) liest sich das Buch in gewohnter Manier sehr flüssig und ist eigentlich kaum aus der Hand zu legen. Spannend wie eh und je wird Hildegunst von Mythenmetz' Weg durch Buchhaim beschrieben und lässt den Leser alles bildlich vor seinem inneren Auge entstehen. Auch, wenn dieses Buch nur auf das nächste heiß machen soll, sollte jeder Leser, der etwas auf sich hält, sollte schnellstmöglichst in die Buchhandlung seines Vertrauens rennen und es sich kaufen. Es lohnt sich!

5 Sterne

Samstag, 6. August 2011

Alles Glück kommt nie - Anna Gavalda


Alles Glück kommt nie - Anna Gavalda

Ein Architekt in den besten Jahren, eine geschickt taktierende Vierzehnjährige, eine Krankenschwester, die das Leben anderer rettet und sich selbst nicht helfen kann, ein hochbegabter und gefährdeter junger Trompeter, ein alter Gaukler mit einer weißen Taube, eine junge Frau, die in der Abenddämmerung Verse von T.S. Eliot rezitiert und über einen Landsitz voller Kinder, Pferde, Hunde und ein Lama gebietet - von diesen und vielen anderen Menschen erzählt Anna Gavalda in ihrem neuen Roman.

FAZIT: Eines ganz vorneweg: Der Schreibstil der Autorin ist schrecklich. Lässt man jedenfalls die letzten hundert bis zweihundert Seiten außen vor. Der plötzliche Wechsel und die anfänglichen Gedankenschnipsel, deren Sinn man nicht wirklich nachvollziehen kann und die einem das Verstehen der Geschichte sehr schwer machen, sind kaum für den Lesegenuss geeignet. Man wird zwar nach reichhaltigen Durchhalten belohnt, das Ende ist wirklich süß geschrieben und man wünscht sich auch gerne wie Kate zu sein, aber bis man dort angekommen ist, ist viel Disziplin gefragt. Ich, die ich noch nie ein Buch, so schlecht es auch war, abgebrochen habe, habe wirklich ernsthaft darüber nachgedacht, dieses Buch nicht weiterzulesen. Am Ende habe ich es doch gemacht und habe ein sehr nettes Ende vorgefunden. Aber wie gesagt: Wer weiß, dass er nicht viel Durchhaltevermögen besitzt, gleich die Finger von diesem Buch. Ansonsten verspricht das Buch mehr, als es halten kann.

3 Sterne

Samstag, 18. Juni 2011

Heißer Sommer - Uwe Timm


Heißer Sommer - Uwe Timm

"Heißer Sommer" ist eines der wenigen literarischen Zeugnisse der Studentenrevolte. Heute, dreißig Jahre danach, ist das Buch selbst ein Stück Geschichte, das uneingeholte politische Erwartungen wachhält und die Atmosphäre eines bewegenden historischen Moments mit all seinen Spannungen, Aufbrüchen, beschleunigten Entwicklungen unvergessen macht.

FAZIT: Ein sehr wirr geschriebenes und langatmiges Buch. Uwe Timm baut sehr oft Zitate aus damals aktuellen Büchern, Flugschriften oder von Philosophen mit ein, die das lesen erschweren und auch intellektuell einen hohen Wissensgrad erfordern. Von der Studentenrevolte an sich, habe ich mir eigentlich etwas mehr gewünscht und doch wird es durch die Ich-Perspektive des Protagonisten und seine Handlungen dem Leser ganz gut näher gebracht. Man weiß am Ende auch nicht wirklich, wie die Geschichte an sich ausgegangen ist oder wo überhaupt das Problem des Protagonisten liegt, das ihn dann auch das gesamte Buch lang herumtreibt. In der Struktur des Buches hat Uwe Timm seine "Montagetechnik" aufs Höchste präzesiert, was die zusammengestückelte Atmosphäre noch erheblich anhebt. Ich habe mich fast durch das gesamte Buch gequält und war froh, als ich es endlich fertig gelesen hatte. Alles in allem ein Buch, das ich nicht unbedingt empfehlen würde, nur für hart gesottene Timm-Fans.

1 Sterne

Mittwoch, 15. Juni 2011

Der Freund und der Fremde - Uwe Timm


Der Freund und der Fremde - Uwe Timm

Benno Ohnesorg, 1967 auf der Anti-Schah-Demonstration in Berlin erschossen, war Uwe Timms Freund und Gefährte, als beide Anfang der sechziger Jahre das Abitur nachholten. Uwe Timm erzählt von dieser gewaltsam beendeten Freundschaft, von den Erfahrungen einer Generation und vom Aufbruch eines Schriftstellers.

FAZIT: Uwe Timm erzählt hier, in diesem Buch, nicht nur die Geschichte Benno Ohnesorgs oder ihrer Freundschaft, sondern auch einen großen Teil seiner eigenen Geschichte. Wie auch in "Die Entdeckung der Currywurst" versucht er einen Teil seiner Vergangenheit niederzuschreiben und damit selbst mit seiner Vergangenheit abzuschließen, um sie zu bewältigen und über sie hinwegzukommen. Mit seinem nüchternen Erzählstil verfolgt er jedoch in diesem Buch seine berühmte "Montagetechnik", in welcher er Briefe, Gedichte, Erzählungen von Zeitzeugen, eigene Erfahrungen und Zitate berühmter Persönlichkeiten zu einem ganzen und äußerst persönlichen Buch zusammenbindet. Er gibt lange verborgene Einblicke in das Leben und Wirken eines der "Idole" der 68er-Bewegung, um deutlich zu machen, dass Benno Ohnesorg eigentlich gar nicht so war, wie er immer dargestellt wurde. Dies gelingt Timm auch mal wieder unglaublich gut. Für all jene geeignet, die sich mit der Zeit um 68, Benno Ohnesorgs Tod und einem kleinen Teil der eigenen Biographie von Uwe Timm auseinandersetzen möchten, oder sich schon vorher dafür interessierten.

3 Sterne

Die Entdeckung der Currywurst - Uwe Timm


Die Entdeckung der Currywurst - Uwe Timm

Wie schmeckt die Erinnerung? Und wie kommt es zu großen und kleinen Entdeckungen? Der Erzähler will es wissen und besucht eine Frau, von der er glaubt, sie habe die Currywurst entdeckt. Aber zunächst erzählt sie eine ganze andere Geschichte: von ihrem Liebesverhältnis zu einem Soldaten im April '45. Und dann erweist sich die so alltäglich beginnende Geschichte doch als eine unerhörte Begebenheit...


FAZIT: Wenn man sich erstmal an den Erzähltstil Uwe Timms gewöhnt hat und an die doch recht eigentümliche Art, wörtliche Rede ohne Anführungszeichen, als indirekte Rede anmutend, darzustellen, lesen sich seine Bücher sehr schnell und fließend gut durch. Die Entdeckung der Currywurst als eine Kette von Zufällen gesehen, erzählt durch eine alte Frau, die zwar nur manchmal gebrochen erscheint, aber dann doch wieder in ihrer alten Kraft und Stärke aufleuchtet. Man möchte es nicht für möglich halten, was in diesem Buch erzählt wird und doch sieht man mal wieder, was die Liebe doch alles mit den Menschen anrichten kann. Ob nun wirklich wahr oder doch nur teilweise der Realität entnommen, bleibt dem Leser letztenendes verschlossen, doch schafft Uwe Timm es meisterlich dem Leser die Gefühle der Figuren einzupflanzen, sie in das Leben desjenigen zu integrieren und sie ihn auch nach der Lektüre nicht mehr abschütteln zu lassen. Eine Novelle, in der viel Vergangenheitsbewältigung betrieben wird, wie auch in all den anderen Büchern Timms. Doch erscheint es nicht langweilig oder wie eine distanzierte Schau auf das Leben eines anderen. Die Geschichte ist zwar nüchtern, klar und sachlich erzählt, lässt aber ohne weiteres eine Lebendigkeit aufwarten, die man so nicht erwartet.


4 Sterne

Mittwoch, 4. Mai 2011

Schutzengel - Paulo Coelho


Schutzengel - Paulo Coelho

Den Kampf um eine neue Welt trägt jeder zuerst in sich selbst aus.
Bist du dazu bereit?
Nur etwas kann verhindern, dass wir unsere Träume verwirklichen:
unsere eigene Angst.
Schutzengel - ein modernes spirituelles Abenteuer, in dem ein Mann mit seinen Zweifeln ringt und seine Ängste überwindet.

FAZIT: Anfangs mutet dieses Buch wohl etwas seltsam an, da es viel um Engel geht und Engel ja nicht unbedingt jedermanns Sache sind. Man muss sich erstmal darauf einlassen, auch daran zu glauben, dass es Engel, Schutzengel gibt. Dass jeder Mensch einen Schutzengel hat. Und dass man sie sehen und mit ihnen sprechen kann. Erst nachdem man sich auf diese Denkweise eingelassen hat, kann man das Buch voll genießen. Man kann sich in die Wüste hineinversetzen, in ihre Erbarmungslosigkeit, ihre schleichende Hitze und ihre manchmal etwas kurios anmutenden Einwohner. Doch es steckt viel Wahrheit hinter diesen Seiten und die Protagonisten kommen so real herrüber, dass es einem gar nicht schwer fällt, zu glauben, dass dies eine, bis auf ein, zwei fiktionelle Ideen, wahre Geschichte sein soll. Man beginnt sich zu fragen, ob es nicht doch noch ein paar andere Wahrheiten gibt, als die eine über Gott oder an welche man nun glauben möchte. Das Interesse für die mystischen, verzauberten und unerklärlichen Symptome in der Welt wird geweckt und der Roman fließt nebenbei immer schön weiter, geruhsam und in dem Paulo Coelho ganz eigenen Stil.

3 Sterne

Montag, 7. März 2011

Anna Karenina - Leo N. Tolstoi


Anna Karenina - Leo N. Tolstoi

Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich.


FAZIT: Tolstoi ist mit diesem Werk ein wahres Gesellschaftsepos seiner damaligen Zeit gelungen. In fast tausend Seiten erzählt er die Geschichte Anna Kareninas, die sich, unzufrieden mit ihrem Mann und in ihrer Lebenslust eingeschränkt, in Wronskij verliebt. Sie betrügt ihren Ehemann und verlässt ihn am Ende ganz. Doch ihre Glück soll nicht lange währen: Zerüttet durch die Gesellschaft und in ihrer Entfremdung mit Wronskij gefangen, wird sie sich selbst das Leben nehmen.
Dem gegenüber steht Lewin, der junge grüblerische Gutsbesitzer, der in Kitty verliebt ist, sie aber erst nach einem zweiten Anlauf bekommt und mit ihr glücklich wird. Seine ständigen gedanklich erzeugten Hochs und Tiefs, während denen er sich den Sinn des Lebens und seines Seins zusammenphilosophiert sind aber der eigentliche Hauptaugenmerk, den der Autor auf Lewin gelegt hat.
Meisterhaft versteht es Tolstoi, durch bis in kleinste Detail beschriebene Beobachtungen, die russische Gesellschaft zu charakterisieren. Des Weiteren flicht er viele philosophische, wissenschaftliche und theologische Thesen in seinen Gesellschaftsroman ein, durch die der Leser nicht nur eigene Denkanstöße, sondern auch das wichtige Gedankengut der damaligen russischen Zeit geliefert bekommt.
Ein Buch, für das man Zeit braucht - die es aber auch definitiv wert ist.
Zu Recht bezeichnete Thomas Mann diesen Roman als den "größten Gesellschaftsroman der Weltliteratur". 


Für all jene, die gerne einmal einen dickeren Schmöker zur Hand und sich dafür auch Zeit nehmen. Es ist ein Buch das sich zieht, aber am Ende erscheint alles wohl proportioniert in einem harmonischen Licht.


4 Sterne

Donnerstag, 25. November 2010

Ich schreib dir morgen wieder - Cecelia Ahern


Ich schreib dir morgen wieder - Cecelia Ahern

Tamara hat immer nur im Hier und Jetzt gelebt - und nie einen Gedanken an morgen verschwendet. Bis sie ein Tagebuch findet, in dem ihre Zukunft schon aufgezeichnet ist.

FAZIT: Als ich diesen Roman angefangen habe, erwartete ich eine typische Liebesgeschichte, wie sie Cecelia Ahern so schön zum Leben erweckt. Doch nachdem ich ungefähr in der Mitte des Buches war, musste ich feststellen, dass es dies diesmal nicht sein würde. Cecelia Ahern weicht von dem üblichen Liebesschema ab und erzählt in diesem Buch die Geschichte eines Mädchens, das ihren Vater verliert, ihn aber auch gleichzeitig wieder findet. Tamara findet im Laufe des Buches immer mehr über ihre Vergangenheit heraus, ironischerweise über ein Tagebuch, welches ihr immer den nächsten Tag vorhersagt. Sie deckt ein lang gehütetes Familiengeheimnis auf und wird sich durch dieses Abenteuer charakteristisch verändern. Sie wird erwachsen und ein besserer Mensch. Dieser Wandel hätte noch ein bisschen detailierter beschrieben werden können, aber ist trotzdem ganz gut dargestellt. Ganz zum Ende und eher als Nebenstrang im Buch mitgelaufen, findet Tamara ihre Liebe. Doch diesmal kommt die Liebe wirklich nur ganz abgeschwächt vor.
Ein gutes Buch, allein schon deshalb, weil es keine Liebesgeschichte von Cecelia Ahern ist und auch ihre weiteren Fähigkeiten in Bezug auf das Schreiben zeigt.

4 Sterne

Sonntag, 7. November 2010

Immer für dich da - Kristin Hannah


Immer für dich da - Kristin Hannah

Als die schüchterne Kate und die coole, hübsche Tully einander mit vierzehn zum ersten Mal begegnen, ahnen sie noch nicht, dass daraus eine Freundschaft fürs Leben entstehen wird. Jahrelange Trennung, unterschiedliche Lebenswege, Männer: nichts kann Tully und Kate auseinanderbringen. Doch dann kommt es zu einem schlimmen Streit, in dem alte Wunden aufreißen. Es herrscht Funkstille - bis den Freundinnen klar wird, wir kurz das Leben sein kann.

FAZIT: Wow. Dieses Buch ist erste Klasse. Es ist so lebensecht und authentisch geschrieben, dass es einen mitzieht, in die Tiefen einer Freundschaft, die 30 Jahre überdauerte und die selbst der Tod nicht auseinander reißen konnte. Unglaublich gut geschrieben und als Unterhaltungslektüre gedacht, wird es viele Menschen berühren, die selbst wissen, wie es ist einen echten Freund zu haben. Die beiden Freundinnen Kate und Tully sind wirklich schön ausgearbeitet, ihr Verhältnis zueinander wird nicht in rosa Farben gemalt, als gäbe es keine Tiefen, keine Streits und Tränen in einer Freundschaft. Die beiden sind ungleich, die eine muss zurückstecken, damit diese Freundschaft bestehen bleibt und doch wird sich am Ende alles zum Guten wenden. Es ist die Geschichte einer Freundschaft, wie es sie schon unzählige Male auf der Erde gab. Eine Freundschaft, die es auch noch, solange die Erde besteht, immer wieder geben wird. Dieses Buch muss man gelesen haben, es wird für jeden Menschen anders sein. Ein Buch, das man nicht beschreiben kann.
Kristin Hannah ist mit diesem Buch ein Meisterwerk gelungen, das Herzen berührt. Unbedingt zu empfehlen!


5 Sterne

Donnerstag, 12. August 2010

Jenseits der Prärie - Jutta Besser


Jenseits der Prärie - Jutta Besser

Der in Kalifornien lebende Schauspieler Martin Hansen beschließt, aus seinem Jetset-Leben auszusteigen. Von seiner Familie entfremdet und der Kameras überdrüssig, flieht er in die unberührten Weiten von Montana. Dort begegnet ihm die deutsche Fotografin Leonie, mit der er in einer einsamen Waldhütte einschneit. Aus anfänglicher Ablehnung ensteht allmählich eine tiefe Zuneigung. Doch plötzlich erscheint Leonies Mann auf der Bildfläche. Ihre Gefühle werden auf eine harte Probe gestellt. Die Zeit für eine Entscheidung ist gekommen..

FAZIT: Jutta Besser spricht in ihrem Liebesroman einige tiefgehendere Themen an und lässt durch die geschickt verstrickte Handlung dem Leser Platz um selber nachzudenken und zu beurteilen. Beispielsweise durch den Indianer Joe, der die Misshandlung der Indianer in Amerika wieder auf leben lässt. Sie zeigt die Zustände in den "Ghettos" der Indianer und, dass ihre Weisheiten vielen der "Weißen Menschen" gut tun würden.
Außerdem fragt sich der Leser, ob die gewaltverheerlichenden Filme, in denen der Vater eine Hauptrolle spielt, den Sohn zum Missbrauch der Waffen geführt haben oder es vielleicht doch andere Gründe hatte.
Sie verleitet den Leser zu Interpretationen ihrer Geschichte und gibt ihm viele Denkanstöße, wodurch der Roman seinen Stempel "Trivialliteratur" etwas verliert. Trotzdem ist es ein schönes Unterhaltungsbuch, welches man ohne großes Nachdenken lesen kann.

3 Sterne

Sonntag, 25. Juli 2010

Die Flucht - Tatjana Gräfin Dönhoff/Gabriela Sperl


Die Flucht - Tatjana Gräfin Dönhoff und Gabriela Sperl

Lena Gräfin von Mahlenberg lebt seit Ende der dreißiger Jahre mit ihrer unehelichen Tochter in Berlin. Als ihr Vater erkrankt, kehrt sie auf das ostpreußische Gut ihrer Eltern zurück und übernimmt die Verwaltung des Hofes. Im Winter 1945 wagt sie mit den Gutsleuten die Flucht vor der Roten Armee. Doch nur der Weg über das gefrorene Haff führt gen Westen.

FAZIT: Anfangs ein etwas ungewöhnlicher Schreibstil, der mit der Zeit aber schnell zu dem Buch und seinem Inhalt passt. Das Thema, Flucht und Vertreibung nach dem zweiten Weltkrieg, finde ich nicht nur hochinteressant, sondern es betrifft mich (im weitesten Sinne) auch selbst. Mein Opa stammt aus Ostpreußen und musste mit 12 die Flucht vor der Roten Armee antreten. Allein und mit nichts als einem Fahrrad. Er hat mir das Buch auch geschenkt und ich muss sagen es kommt den Schrecken und der Angst, die die Leute damals spüren mussten sehr nahe. Mit ihrem nüchternen Erzählstil hat die Autorin eine präzise Schilderung der Fluchumstände geschaffen und zugleich eine wunderbare, aber in jenen Zeiten verbotene Liebesgeschichte präsentiert. Man ist froh, soetwas nicht miterlebt zu haben und hat Erfurcht vor den Leuten, die diese schlimme Zeit gemeistert haben. Mit vielen gut recherchierten historischen Fakten hinterlegt, ist es für geschichtlich Interessierte ein absolutes Muss.
Das Buch wurde übrigends auch verfilmt, ein Zweiteiler in der ARD. Ein sehr emotionaler Film.

4 Sterne

Sonntag, 18. Juli 2010

Die Einsamkeit der Primzahlen - Paolo Giordano


Die Einsamkeit der Primzahlen - Paolo Giordano


"Mattia hatte gelernt, dass es Paare von Primzahlen gab, zwischen denen immer eine gerade Zahl stand, die verhinderte, dass sie sich berührten. In Mattias Augen waren sie beide, Alice und er, genau dies: Primzahlen, allein und verloren, sich nahe, aber doch nicht nahe genug, um einander wirklich berühren zu können."

Ein einziger Tag in ihrer Kindheit, so scheint es, hat über ihr ganzes Leben entschieden. An einem solchen Tag verlor Alice für immer ihre Lebenslust und das Vertrauen zu ihrem halsstarrigen Vater. Mattia hingegen verlor mit sechs Jahren seine Schwester, deren Hilfsbedürftigkeit er nur ein einziges Mal missachtete. Seither quälen ihn Schuldgefühle, an die er niemanden heranlässt.
Sieben Jahren später lernen Mattia und Alice sich auf dem Gymnasium kennen. Die Anziehungskraft zwischen beiden scheint unwiderstehlich. Alice ist der einzige Mensch, dem Mattia wenigstens einmal seinen Schmerz zu offenbaren wagt. Dohc mit den Jahren werden die Hindernisse, die sie einander unbewusst in den Weg legen, höher und höher.

FAZIT: Ritzen und Magersucht. Zwei Probleme, denen junge Menschen immer mehr verfallen. Die unterschiedlichsten Gründe führen dazu und doch führt es meistens nur zu einem: Zum Tod. Seelisch oder körperlich. Diese Dinge bringt Paolo Giordano in sein Buch ein, doch auf eine Art und Weise, dass man gar nicht merkt, wie man selber darüber nachzudenken beginnt. Im Buch scheint es sehr normal und doch merkt man, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Dass irgendetwas falsch ist. Die Freundschaft dieser beiden jungen Menschen, Alice und Mattia wird auf die zarteste Art dargestellt. Und doch steht immer irgendetwas zwischen ihnen. Wie zwischen zwei Primzahlen.
Diese Metapher zieht sich durch das ganze Buch und zeigt gleich von Anfang an, welch prosaische Sprache Paolo Giordano zu führen versteht. Man verliert sich in den Formulierungen und will sich gar nicht mehr zu etwas anderem hinwenden.
Ein Buch, das zum Träumen verführt und doch einen großen Teil Ernsthaftigkeit bewahrt und ein Thema darstellt, dass man in der heutigen Zeit nicht ignorieren sollte.

5 Sterne

Donnerstag, 13. Mai 2010

Das blaue Kleid - Doris Dörrie

 
Das blaue Kleid - Doris Dörrie

Florian, ein schwuler Modeschöpfer, muss den langen Leidensweg seines Lebenspartners Alfred miterleben. Alfred hat Krebs, und Florian pflegt ihn bis zur letzten Minute. Das einzige was Alfred Florian hinterlässt, ist ein blaues Kleid, das letzte das Alfred gemacht hat. Zur gleichen Zeit gibt es da noch Babette, die ihren Mann, Fritz, ihre große Liebe, durch einen Verkehrsunfall verliert. Sie verliert allen Grund zu leben und zieht sich ganz in sich zurück. Doch Babette trifft einen neuen Mann, Thomas, in den sie sich nach langer Zeit vielleicht wieder verlieben kann. Um ihm zu gefallen und um wieder mehr Lebensfreude zu verspüren, kauft sie sich ein blaues Kleid. Das Kleid von Alfred. Durch dieses Kleid lernen sich Fritz und Babette kennen. Sie ziehen zusammen und eine traurige und doch gleichzeitig auch hilfreiche Freundschaft entsteht. Sie versuchen beide über den Verlust eines geliebten Menschen hinweg zu kommen und wollen sich dabei gegenseitig helfen. Am Ende landen sie in Mexico zum Tag der Toten und tanzen auf Friedhöfen, um die Toten wenigstens einen Tag wieder in ihr Leben zu lassen.

FAZIT: Anfangs war es etwas irritierend, dass es keine wirkliche wörtliche Rede gab, dieses in den Text Eingebaute, bei dem man überhaupt nicht weiß, ob das jetzt Gedanke, Fließtext oder Gesagtes ist, kann ich so gar nicht leiden. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Der Schreibstil von Doris Dörrie ist öfters etwas verwirrend, aber leicht und schnell zu lesen. Ich würde es eher als etwa seltsames Buch einstufen und es experimentierfreudigen Lesern empfehlen.


2 Sterne

Montag, 10. Mai 2010

Der Mann, der die Mandelbäumchen malte - Johannes Mario Simmel

 
Der Mann, der die Mandelbäumchen malte - Johannes Mario Simmel

Johannes Mario Simmel hat mal wieder ein wunderbares Werk geschaffen. Unter dem Titel stellt man sich wirklich alles vor, nur nicht das. Selbst nach einem dreiviertel des Buches, dachte ich noch an etwas vollkommen anderes.
Deswegen werde ich hier auch den Inhalt nicht zusammenfassen, es soll eine kleine Überraschung sein und zum lesen anreizen. Nur so viel: Es ist tolles Buch und wärmstens zu empfehlen!
Übrigends sehr gut für zwischendurch, ich habe es auch in meiner (halbstündigen) Mittagspause gelesen ;)

5 Sterne

Mittwoch, 14. April 2010

Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück - Francois Lelord


Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück - Francois Lelord

Hector, ein junger Psychiater, glücklich vergeben und erfolgreich in seinem Job, möchte nur eins: Den Menschen helfen glücklich zu werden. Bei vielen gelingt ihm das auch. Doch es gibt noch andere Menschen, die, welche eigentlich grundlos unglücklich sind, und denen kann Hector leider nicht helfen.
Deshalb will er sich auf eine Suche begegeben. Die Suche nach dem Glück. Besser gesagt auf eine Reise. Also reist er nach Asien, um dort mehr über das Glück herauszufinden.
Auf seiner Reise passieren ihm viele Abenteuer, und er lernt kleine Lektion über das Glück. Ob es da einige alte oder neue Freunde, ein buddhistischer Mönch oder eine Verbrecherbande ist - jeder von ihnen hilft Hector ein klein bisschen mehr über das Glück herauszufinden.

FAZIT: Wie auch schon das vorige Hectorbuch, ist dieses schön und leicht geschrieben und der Autor hat so viel Weisheit in die Geschichte miteingeflochten, dass man es wahrlich nicht mehr aus der Hand legen kann. Den kleinen Hector gewinnt man auf seiner Reise fast schon zu lieb, und wenn das (doch wohl eher kurze) Büchlein dann zuende ist, liest man fast wehmütig die letzte Seite. Aber was ein Glück gibt es da noch ein paar andere Hector-Bücher, die ich mir in nächster Zeit bestimmt besorgen werde.
Aber für euch erstmal: Sehr empfehlenswert.

4 Sterne

Donnerstag, 8. April 2010

Hector und die Geheimnisse der Liebe - Francois Lelord


 Hector und die Geheimnisse der Liebe - Francois Lelord

Hector, ein berühmter Psychiater, wird von einem Pharmakonzern auf eine Mission geschickt. Er soll einen befreundeten Professor finden, um ihn zu einer Rückkehr in sein Heimatland zu bewegen, da sich dieser Professor mit wichtigen Forschungsergebnissen davon gemacht hat. Deshalb begibt Hector sich nach Asien, da dort zuletzt ein Lebenszeichen des Professors gefunden wurde. Bei seiner Reise erfährt er nicht nur viel über die Liebe und den Liebeskummer, sondern er wird auch Teil eines Projekts, welches mit den Forschungsergebnissen des Professors und "künstlicher" Liebe zusammenhängt.
Dabei erlebt er die Höhen der Liebe, muss aber auch einen schweren Rückschlag einstecken und sich am Ende zwischen zwei Frauen und zwei Arten der Liebe entscheiden. Wie es ausgeht bleibt jedoch einem jeden selber überlassen, da es ein offenes Ende gibt.

FAZIT: Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, besonders die in den fünf Komponenten des Liebeskummers, die Hector auf seiner Reise zusammenträgt, habe ich mich sehr wiedergefunden. Diese wird wahrscheinlich jeder schon einmal durchgemacht haben. Aber dagegen helfen die 25 kleinen Blüten der Liebe, die immer ein paar kleine Ratschläge miteinfließen lassen. Dieses "Geheimnis" der Liebe ist liebevoll in eine kleine, schöne Geschichte verpackt, die manchmal zwar etwas kurios ist, aber doch sehr zum Nachdenken anregt. Was wäre, wenn es wirklich "Liebeserzeugende" Pillen gäbe? Wäre das wirklich besser, oder eher nachteilig? Diese Fragen werden in diesem Buch sehr gut beschrieben, und ich würde es auf jeden Fall als lesenswert einstufen!

4 Sterne

Freitag, 26. Februar 2010

So long, Archie - Willi Heinrich

 

So long, Archie - Willi Heinrich

Archibald, ein gut verdienender Mangager und eingefleischter Junggeselle, verlebt seit Jahren seinen Urlaub in Scheveningen. Dort findet er auch immer eine Gefährtin, mit der er den Urlaub auf amüsante Weise verbringt. Doch diesmal scheint sein Urlaub ein einziges Problem zu werden. Er hat nicht nur eine, sondern gleich drei Frauen, um die er sich zu kümmern hat. Da wäre als Erstes, Annemarie, mit der er letztes Jahr auch schon eine Romanze erlebt hat und die diesmal auch wieder hoffnungsvoll auf ihn wartet, als nächstes Gerda, eine attraktive Sekräterin, die sehr anziehend auf Archibald wirkt und als Letztes Sabine, die sein Leben und vor allem seine Prinzipien total auf den Kopf stellt. Es ist ein sehr anstrengender Urlaub für Archibald, da er nicht nur eine ganz neue Erfahrung in Sachen Liebe macht, sondern sich (entgegen seiner Zukunftspläne) für eine Heirat entscheidene muss.
Sabine, die mit ihren vier Freunden geschäftlich in Scheveningen unterwegs ist, hat dagegen auch mit allerlei Problemen zu kämpfen. Zum Einen wäre da eine Frau, die besondere Erfahrungen mit Frauen erleben will und diese bei ihr sucht. Auch hat Sabine viele Meinungsverschiedenheiten mit ihren Freunden auszutragen und muss am Ende eine sehr wichtige Entscheidung treffen.

FAZIT: Vom Stilistischen her, zieht sich das Buch manchmal hin, was nicht zuletzt an den langen, verschachtelten Sätzen (einmal sogar eine ganze Seite lang) liegt, die der Autor sehr gerne benutzt.
Zuerst dachte ich noch, dass Archie als Hauptfigur überhaupt nicht in das Buch passt, aber vor allem am Ende hat mich Willi Heinrich doch überzeugen können, dass Archie sogar eine sehr passende Hauptfigur ist, welche mit Sabine auf eine außergewöhnliche Weise hamoniert, auch wenn dafür das Ende kein Happy-End ist.
Was mich etwas gestört hat, war das ständige "heiß machen" auf irgendwelche Informationen (vor allem den Beruf der fünf Freunde, da es mir sogar noch am Ende so vorkam, als wäre das mit dem Ehe-Institut gelogen), man versucht deswegen auch in fast alles etwas hinein zu interpretieren.
Auch finde ich die Handlungsweisen der jungen Menschen nicht so nachvollziehbar, vor allem Sabine gibt da viele Rätsel auf, man möchte sehr gerne wissen, was in ihr vorgeht (genauso wie Archibald;)).
Trotz allem, fand ich es ein schönes Buch und würde es auch auf jeden Fall weiterempfehlen, vor allem für Willi Heinrich Fans, da es mal wieder ein gelungenes Werk von ihm ist.

4 Sterne


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