"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat und die Seelen derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben."

Sonntag, 17. April 2011

Vögelfrei - Sophie Andresky


Vögelfrei - Sophie Andresky

"Ein Jahr lang hatte ich einen Freifahrtschein. Mein Mann hat ihn selbst unterschrieben: Zwölf Monate lang darf ich ficken, vögeln, lecken und lutschen und ganz allgemein tun und lassen, was ich will, mit wem ich will, wie oft ich will, wann ich will. Und ich hatte nicht nur die Erlaubnis. Ich hatte das Recht dazu."

FAZIT: Ein typischer Nackenbeisser, doch würde ich fast behaupten, dieser hier hat Stil. Die Protagonistin Marei bestraft ihren Mann für einen Fehltritt seinerseits mit einer etwas unkonventionellen Abmachung. Ein Jahr lang darf sie nicht nur über sein Geld verfügen und damit tun und lassen, was sie will, sie darf auch noch (im Rahmen ihrer nicht mehr existenten Ehe) ihre sexuellen Gelüste voll und ganz ausleben. Dabei erfährt sie nicht nur ein paar interessante Details über sich selbst, sondern lernt auch noch Freunde und Feinde kennen, mit denen sie sich herumschlagen muss. Am Ende feiert sie ihre Abschlussparty und auf dieser erzählt sie in kurzen Sequenzen, getarnt als Menü-Gänge ihre Geschichte. Dort begleicht sie auch alte Rechnungen und erfindet sich noch einmal neu.
Freizügig geschrieben und mit allerlei kuriosen Sexideen ausgestattet mutet dieses Buch am Ende doch eher humorvoll an. Trotz der oft von Autoren ausgenutzten Versuchungen etwas ausschweifend über das Thema Sex zu schreiben, schafft es Sophie Andresky ihr Buch nicht wie einen schlecht gemachten Porno daher kommen zu lassen. Sie behält Stil und das wichtigste: Humor.

3 Sterne

Samstag, 9. April 2011

Ronar - Anke Höhl-Kayser


 Ronar - Anke Höhl-Kayser

Der Weg in den Nebelwald führt den zwölfjährigen Ronar zugleich tief in sein Inneres. Als Fremder und Verrückter galt er in der Familie des Schmieds, in der er als Findelkind aufwuchs. Nun bricht er auf, seine Ziehschwester zu suchen, die von finsteren Reitern enführt wurde.
Im Reich der Elthen wird er bereits erwartet. Zwei mächtige Kräfte beginnen um ihn zu ringen: der weise Athanian, der ihn führt und beschützt, und Elaran, der Schwarze König, der ihn unwiderstehlich anzieht.
Ronar entdeckt die Verlockungen der Macht und die dunkle Kraft seines Zorns. Im Erlernen der Zauberkunst wächst er über sich hinaus, aber verliert auch die Kontrolle über sich. Bevor er das Rätsel seiner Herkunft lösen und den Ort seiner Bestimmung finden kann, muss er viele Gefahren bestehen und sich der größten aller Herausforderungen stellen: seinem eigenen Ich.

FAZIT: Auf den ersten Blick möchte dieses Buch wie die "Eragon-Triologie" von Christopher Paolini anmuten, doch scheint das nur kurzzeitig so. Je weiter man mit der Lektüre kommt, desto eher erkennt man, wie viel Wert in diesem Buch auf die Vermischung von Fantasie und Realität, von psychologischen Fragen und gut geschriebener Unterhaltung gelegt wird. Zudem animiert eine bildhafte Sprache den Leser zu Ausflügen in seine eigene Fantasie und regt ihn an, sich selbst mit wichtigen Existenzfragen und dem eigenen Ich zu befassen. Die trotz allem leicht verständliche und flüssig zu lesende Sprache hält immer wieder, versteckt in die Handlung der Geschichte, kleine Lebensweisheiten bereit, die Jung und Alt in ihrem eigenen Lebenswirrungen wiederfinden und verwerten können. Man nimmt gar nicht wahr, wie man sich ganz automatisch dieselben Fragen wie Ronar stellt, wie man sein Leben mit dem eigenen abgleicht und sich fragt, wie man selbst in dieser oder jener Situation gehandelt hätte.
Die einzelnen Kapitel sind nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz - genauso, wie die gesamte Länge des Buches, gerade richtig, um von allen Altersgruppen gelesen werden zu können. Die jüngeren Leser können dadurch zu einem reflektierteren Blick auf die Umwelt und ihr eigenes Tun angeregt werden, ohne, dass sie sich dessen groß bewusst sind. Und die Älteren können ein paar schöne Unterhaltungsstunden genießen, die nicht bloß pures Vergnügen sind, sondern auch nach dem Lesen noch weiter wirken.
Alles in allem fühlt man sich nach der Lektüre dieses Buch wie zu Hause in der Welt von Ronar und Athanian und möchte sie nach der Beendigung gar nicht verlassen. Doch kann man sich auch gleich in das nächste Abenteuer von Ronar stürzen, da nach diesem ersten Band auch schon ein zweiter erschienen, sowie ein dritter geplant ist..
Man kann aus diesem Buch mit ein bisschen Fantasie viele Quintessenzen unseres Lebens herausfiltern und hat trotzdem Spaß beim Lesen. Meiner Meinung nach ein gut umgesetzter Leitgedanke, den man heutzutage nicht mehr oft findet.

4 Sterne

Die Website der Autorin: http://www.hoehl-kayser.de/index.html

Follower