"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat und die Seelen derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben."

Dienstag, 28. Dezember 2010

Kriegslied - Erich Mühsam

Sengen, brennen, schießen, stechen,
Schädel spalten, Rippen brechen,
spionieren, requirieren,
patrouillieren, exerzieren,
fluchen, bluten, hungern, frieren...
So lebt der edle Kriegerstand,
die Flinte in der linken Hand,
das Messer in der rechten Hand -
mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland!

Aus dem Bett von Lehm und Jauche,
zur Attacke auf dem Bauche!
Trommelfeuer - Handgranaten -
Wunden - Leichen - Heldentaten -
bravo, tapfere Soldaten!
So lebt der edle Kriegerstand
das Eisenkreuz am Preußenband
die Tapferkeit am Bayernband,
mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland!

Still gestanden! Hoch die Beine!
Augen gradeaus, ihr Schweine!
Visitiert und schlecht befunden.
Keinen Urlaub. Angebunden.
Strafdienst. Extra sieben Stunden!
So lebt der edle Kriegerstand.
Jawohl, Herr Oberleutenant!
Und zu Befehl, Herr Leutenant!
Mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland!

Vorwärts mit Tabak und Kümmel,
Bajonette, Schlachtgetümmel.
Vorwärts! Sterben oder Siegen!
Deutscher kennt kein Unterliegen.
So lebt der edle Kriegerstand
Der Schweiß tropft in den Grabenrand
das Blut tropft in den Straßenrand,
mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland!

Angeschossen - hochgeschmissen -
Bauch und Därme aufgerissen.
Rote Häuser - blauer Äther -
Teufel! Alle heiligen Väter!
Mutter! Mutter!! Sanitäter!!!
So stirbt der edle Kriegerstand.
In Stiefel, Maul und Ohren Sand
und auf dem Grab drei Schippen Sand.
mit Gott, mit Gott, mit Gott,
mit Gott für König und Vaterland?

Sonntag, 26. Dezember 2010

Schlaflied für Mirjam - Richard Beer-Hofmann

Schlaf mein Kind, schlaf, es ist spät -
Sieh wie die Sonne zur Ruhe dort geht.
Hinter den Bergen stirbt sie in Rot.
Du, weißt nichts von Sonne und Tod.
Wendest die Augen zum Licht und zum Schein.
Schlaf, es sind so viele Sonnen noch dein.
Schlaf, mein Kind, mein Kind, schlaf ein.

Schlaf mein Kind, der Abendwind weht.
Weiß man woher er kommt, wohin er geht?
Dunkel verborgen die Wege hier sind.
Dir und auch mir, und uns allen mein Kind.
Blinde so gehn wir und gehen allein.
Keiner kann keinem Gefährte hier sein.
Schlaf mein Kind, mein Kind, schlaf ein.

Schlaf mein Kind, und horch nicht auf mich.
Sinn hats für mich nur und Schall ists für dich.
Schall nur wie Windes wehn, Wassergerinn
Worte vielleicht eines Lebens Gewinn!
Was ich gewonnen gräbt man mit mir ein
Keiner kann keinem ein Erbe hier sein.
Schlaf mein Kind, mein Kind, schlaf ein.

Schläfst du Mirjam, Mirjam mein Kind?
Ufer nur sind wir und tief in uns rinnt
Blut von Gewesnen, zu Kommenden rollts
Blut unsrer Väter voll Unruh und Stolz.
In uns sind alle, wer fühlt sich allein?
Du bist ihr Leben, ihr Leben ist dein.
Mirjam mein Leben, mein Kind, schlaf ein.

Samstag, 25. Dezember 2010

EIn perfekter Freund - Martin Suter


Ein perfekter Freund - Martin Suter 

Wo bin ich? Wer bin ich? Und: Wer ist die blonde junge Frau an meinem Bett? Der Journalist Fabio Rossi, dreiunddreißig, erwacht im Krankenhaus, mit einer Kopfverletzung und einem Blackout von fünfzig Tagen. Die blonde junge Frau, die sich zärtlich über ihn beugt, soll schon seit ein paar Wochen seine Freundin sein - aber Fabio hat sie nie zuvor gesehen.
Nur allmählich findet sich Fabio im eigenen Leben wieder zurecht. Als er seine Vergangenheit zu rekonstruieren beginnt, stößt er dabei auf ein Bild von sicht, das ihn zutiefst befremdet. Er scheint merkwürdige Dinge getan, ein seltsames Verhalten an den Tag gelegt zu haben in jener Zeit. Aber offenbar gibt es Leute, denen es lieber wäre, jener Fabio bliebe ausgelöscht.

FAZIT: Martin Suter ist ein Meister darin, seinen Leser in einem Spannungsbogen gefangen zu halten, der nicht etwa künstlich oder konstruiert erscheint, sondern ganz natürlich seinen vorgezeichneten Weg geht. Mit eingestreuten plötzlichen Wendungen, mit denen selbst der aufmerksamste Leser nicht rechnet, schafft Suter es in seine Geschichten, die meist über extenziellere Abgründe des Menschen berichten, trotzdem die Spannung eines guten Krimis zu erhalten und den Leser keineswegs zu langweilen. In "Ein perfekter Freund" setzt Suter sich mit einem immer noch recht unerforschten Teil der Gehirnforschung auseinander, nämlich der teilweisen Amnesie. Er zeigt, wie Menschen sich aufgrund von Geld und ein bisschen Bedrohung von ihren Prinzipien lösen und einen ganz anderen Charakter ausbilden können. Außerdem zeichnet er sehr gut die Höhen und Tiefen einer Freundschaft nach, die nicht das ist, was sie zu sein scheint. Er schafft es mit seinem einfachen Schreibstil jeder Geschichte den richtigen Schliff zu geben und souverän eine gutes Buch zu erschaffen. Die Botschaft seiner Bücher bleibt auch nach dem Lesen noch im Kopf und gibt interessante Denkanstöße für diejenigen, die seine Bücher nicht nur zur Unterhaltung lesen.

4 Sterne

Die kleine Hexe - Otfried Preussler

 Die kleine Hexe - Otfried Preussler

Ein Klassiker der Kinderbücher. Die kleine Hexe, die so gerne auf dem Blocksberg mittanzen würde, aber von den alten Hexen noch für zu jung befunden wird, soll ein Jahr lang eine "gute Hexe" sein, um im nächsten Jahr dabei sein zu dürfen. Ihr Rabe Abraxas redet ihr ins Gewissen, dies geflissentlichst zu tun und mit der Zeit findet sie auch Gefallen daran. Nach einem Jahr in dem sie vielen Menschen geholfen hat, soll sie zeigen, was sie kann. Doch eine gemeine Hexe, die ihr nichts Gutes wünscht, versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass die kleine Hexe auf der Walpurgisnacht mittanzen darf. Und mit einer überraschenden Wendung und einem Happy-End für die kleine Hexe endet das Buch.

FAZIT: Es ist eins der Bücher, die mich in meiner Kindheit fasziniert haben. Wie oft habe ich dieses Buch gelesen und wie habe ich mich am Ende mit der kleinen Hexe gefreut, wenn sie ihr Ziel erreichte. Um so erstaunlicher ist es, wenn man diese Kindheitsbücher nach vielen Jahren mit einem ganz anderem Blickwinkel noch einmal liest und erstmal merkt, wie viel Weisheit und gute Lebensratschläge in ihnen stecken. In ganz einfacher Form und doch unglaublich tiefgründig versuchen uns diese Kinderbücher eine Anleitung für's Leben zu geben. Man muss nur versuchen sich darauf einzulassen und das Kind suchen, das immer noch in jedem von uns steckt.

5 Sterne

Freitag, 17. Dezember 2010

Alles klar mit Haut & Haar - Susanne Kehrbusch


Alles klar mit Haut & Haar - Susanne Kehrbusch

Ein kritischer Ratgeber zur natürlichen Haut- und Haarpflege! Auf spannende Art werden in diesem Buch praktische Tipps und Informationen vermittelt. Hier erfahren Sie alles über Sinn und Unsinn von Kosmetika und Pflegeprodukten.
Anwendung, Wirkung und Risiken verschiedener Substanzen kommen ebenso zur Sprache wie die Wahl der richtigen Bürste und detaillierte Hinweise zur schonenden Haarwäsche.

FAZIT: Dieses Buch habe ich von einem Kollegen empfohlen bekommen und habe es mir auch sogleich gekauft, da er mich mit seiner Erzählung über die "Enthüllungen" in diesem Buch neugierig gemacht hatte. Zudem konnte er mir viele Beispiele aus seinem Bekanntenkreis nennen, bei denen die Tipps aus diesem Buch bei Problemen mit Haut und Haaren und beispielsweise auch stärkeren Erkrankungen wie Neurodermitis geholfen haben. Susanne Kehrbusch versucht in diesem Buch den interessierten Leser über die Machenschaften der Schönheits- und Kosmetikindustrie aufzuklären und gibt gleichzeitig Lösungsvorschläge wie die weitere Schädigung des eigenen Körpers verhindert werden kann. Sie legt ausführlich dar, dass man mit Shampoo, Creme, Gesichtswässerchen & Co. eigentlich nur das genaue Gegenteil erreicht und sich selbst mehr schadet als nützt. Das Paradox, dass man mit den in den gerade genannten Mitteln enthaltenen Tensiden die Haut austrocknet, entfettet und einen ätzenden Film darüberlegt, der nur das Gefühl einer Besserung, aber diese nicht selbst, herbeiführt, ist eines der schockierenden Dinge, die man in diesem Buch erfährt. Außerdem zählt Susanne Kehrbusch verschiedene Inhaltsstoffe auf, zeigt mit welchen Namen sie auf den Packungen veröffentlicht werden und erklärt welche negativen Auswirkungen diese "Pflegemittel" haben. (Unteranderem werden giftige Stoffe verwendet, die ansonsten auch als Kampfgas eingesetzt werden)
Auch über die Behandlung von ernsthaften Erkrankungen, wie Neurodermitis oder Hautkrebs wird hier gesprochen, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass die verschriebenen Cremes, sogar wissentlich darauf ausgerichtet sind, nur vorübergehend eine Besserung anzuzeigen, aber in Wirklichkeit eine Produktabhängigkeit fördern sollen.
Mit welchen irrationalen (und paradoxen) Produktzusammensetzungen die Industrie heutzutage versucht ihren Gewinn zu steigern und keinerlei Rücksicht auf die Gesundheit der Kunden nimmt, ist erschreckend und sollte jeden gesundheitsbewussten Menschen wachrütteln.

5 Sterne

Donnerstag, 16. Dezember 2010

"Denn in dieser Mansarde über den Dächern von Paris, hatte sie endlich erkannt, dass es sinnlos war, alles kontrollieren zu wollen, dass die Schutzwälle, die man willentlich errichtete, auch zu Gefängnissen werden konnten, und dass nur die Sehnsucht und die Hoffnung zählten, mit allem Unbegreifbaren und Erhebenden, das ihnen eigen ist."

"Das ist nicht das Leben. Das Leben, das ist dieses innere Feuer, das jedem von uns seine Richtung weist. Es ist der Glaube an etwas, das nicht unbedingt greifbar ist, das sich nicht messen lässt, uns aber antreibt und befähigt, bessere Menschen zu werden, als wir es sind. Wozu ist ein schöner Schutzpanzer da, wenn nichts dahinter ist?"

aus: Die weißen Lichter von Paris - Theresa Révay

Die weißen Lichter von Paris - Theresa Révay


 Die weißen Lichter von Paris - Theresa Révay


Sie begegnen sich in Paris, der Stadt der Liebe. Doch ihr Schicksal entscheidet sich Jahre später in Berlin, wo alle Zeichen auf Krieg stehen. Gräfin Xenia Ossolin trägt die russische Seele in ihrem Gesicht - stolz, geheimnisvoll, berückend schön. Ein einzigartiges Gesicht in der Modewelt der Goldenen Zwanziger Jahre, das der deutsche Fotograf Maximilian Freiherr von Passau nicht vergessen kann. Xenia aber hat einen eisernen Ring um ihr Herz gelegt - zu sehr haben Trauer, Armut und Leid ihr Leben geprägt, seit sie in den Wirren der Oktoberrevolution aus Russland fliehen musste. Wird Xenia erkennen, dass es die große Liebe nur einmal im Leben gibt?

FAZIT: Eine typische Liebesgeschichte, die vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und Paris spielt. Es ist eines von sehr, sehr vielen seiner Art, das aber leider nicht groß aus der Masse heraus stechen kann. Trotz seiner 500 Seiten werden die geschichtlichen Fakten nur gestreift und nicht richtig heraus gearbeitet. Das eigentliche Hauptthema des Buches, die Flucht der Russin Xenia Ossolin aus ihrem geliebten Vaterland Russland und ihre Liebe zu dem Deutschen, Max von Passau, wird nur oberflächlich angekratzt und könnte noch viel intensiver in den Geschichtsverlauf eingebracht werden. Trotzdem gibt es teilweise schöne Textstellen, die berühren und das Leid, die Trauer und den Schmerz der Menschen in dieser Zeit sehr wirklich darstellen. Vor allem das Ende ist sehr traurig, aber auch schön zugleich geschrieben und bleibt auch als prägnantes Gefühl nach Beendigung der Lektüre bestehen. Leider habe ich mir beim Lesen dieses Buches mehr erwartet, da es nach seiner Erscheinung ziemlich hochgelobt wurde. Dieser Erwartungen wurde aber nicht erfüllt. Alles in allem eine nette Lektüre, mit einigen unbefriedigenden Aspekten und einer, für die Quälität des Buches, nicht akzeptablen Länge.

3 Sterne (Den dritte Stern bekam es hauptsächlich wegen einiger schön gelungener Textstellen, die ziemlich aussagekräftig waren)

Mittwoch, 8. Dezember 2010

"Du bist stark ... wie oft hatte sie schon diesen abscheulichen Satz gehört, der angeblich ein Kompliment sein sollte? Du bist stark .. Diese verfluchten Worte verfolgten sie, aber sie wollte nichts von dieser Bewunderung wissen, die ihr den Hals zuschnürte. Du bist stark ... Deswegen bist du in der Lage, alle Hindernisse zu überwinden, und man kann alles von dir verlangen, dir alles aufbürden..."

aus "Die weißen Lichter von Paris" von Theresa Révay

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