"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat und die Seelen derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben."

Samstag, 10. Dezember 2011

Elf Minuten - Paulo Coelho


Elf Minuten - Paulo Coelho

Wie berührt man die Seele? Durch Liebe oder durch Lust? Kann man die Seele wie einen Körper berühren und umgekehrt? Ein provozierendes modernes Märchen über die Alchimie der Liebe.

FAZIT: Nein, dies ist kein Buch über Sex, auch wenn es vielen Lesern wohl so scheinen mag. Im Großen und Ganzen geht es um ein kleines Mädchen, das sich nach ihrem Traumman sehnt, aber vor allem will sie eines erfahren: Liebe. Sie will Abenteuer und neue Erfahrungen und geht deswegen in ein fremdes Land, in welchem sie weder einen Job hat, noch dessen Sprache kennt. Doch sie ist intelligent und sie hat ein Ziel vor Augen. Sie will als erfolgreiche Frau zurückkehren, die nicht nur genug Geld hat, um nun ihre Familie zu versorgen, sondern die auch noch das gefunden hat, was den meisten in ihrem Land verwehrt blieb: die wahre Liebe. So gerät sie in den Strudel des Lebens und schreibt ihre Eindrücke in wahrhaft poetischen Bildern in ihr Tagebuch. Und irgendwann lehrt sie ein Maler und das Leben, dass es diese "Elf Minuten" und dass es Sex gibt. Wo genau der Unterschied liegt, in wie weit wir Menschen uns für die Liebe öffnen müssen, wie sie unser Leben bereichert und vervollkommt und welche Gradwanderungen sich zwischen der Liebe und dem Sex ergeben, das erzählt uns Paulo Coelho in diesem kleinen Schatzkästchen.

5 Sterne

Elf Minuten - Paulo Coelho

"Die Achterbahn ist wie mein Leben, und das Leben ist ein starkes, berauschendes Spiel. Leben heißt mit einem Fallschirm abspringen; Leben heißt etwas riskieren, hinfallen und wieder aufstehen; Leben ist wie Steilwandklettern, es bedeutet, nicht zu ruhen und nicht zu rasten, bis man den eigenen Gipfel erklommen hat."

"Gewisse Menschen sind dazu geboren, das Leben alleine zu bewältigen, das ist weder gut noch schlecht, c'est la vie. Maria ist einer dieser Menschen."

"Sie lernt sehr schnell: Nur die Stärksten überleben. Um stark zu sein, muß man die Beste sein, daran gibt es nichts zu deuteln."

"Vielleicht rettet es mich und dich und bringt uns beide zurück ins Leben."

"Ich würde mich gern für das bei ihm revanchieren, was er für mich getan hat. Ich habe lange nachgedacht und herausgefunden, daß ich nicht zufällig in dieses Café gegangen bin; die wichtigsten Begegenungen sind von den Seelen abgemacht, noch bevor die Körper sich sehen. Im allgemeinen ereignen sich diese Begegnungen, wenn wir an eine Grenze gelangen, wenn wir emotional sterben und wiedergeboren werden müssen. Die Begegnungen warten auf uns, aber meistens versuchen wir zu verhindern, daß sie sich ereignen. Wenn wir verzweifelt sind und nichts mehr zu verlieren haben oder wenn wir begeistert sind, dann manifestiert sich das Unbekannte, und unser Universum ändert seine Wegrichtung.
Alle können lieben, denn sie wurden mit dieser Gabe geboren. Einige Menschen lieben von Anfang an richtig, aber die meisten müssen es erst wieder lernen, müssen sich daran erinnern, wie man liebt, und ausnahmslos alle müssen auf dem Scheiterhaufen ihrer vergangenen Gefühle brennen und Freuden und Schmerzen, Höhen und Tiefen wiedererleben, bis sie den roten Faden erkennen, der unserer Begegnungen miteinander verknüpft; ja, es gibt diesen roten Faden.
Und dann lernen die Körper die Sprache der Seele: Sex. Damit kann ich mich bei dem Mann revanchieren, der mir meine Seele zurückgegeben hat, obwohl er nicht weiß, wie wichtig er für mein Leben geworden ist. Er hat mich darum gebeten, und ich werde es ihm geben; ich möchte, daß er sehr glücklich wird."

Ich. darf. nicht. schlafen. - S. J. Watson


Ich. darf. nicht. schlafen. - S. J. Watson

Stell dir vor, du verlierst sie immer wieder, sobald du einschläfst.
Dein Name, deine Identität, die Menschen, die du liebst - alles über Nacht ausradiert.
Es gibt nur eine Person, der du vertraust.
Aber erzählt sie dir die ganze Wahrheit?

FAZIT: Ein packender und wirklich durchweg spannender Thriller, der selbst dem geübten Genre-Leser nicht vorher offenbart, wie die Lösung des Rätsels ist. Man hat zwar so seine Vermutungen, aber doch sind diese nur zum Teil richtig. Auf jeden Fall ist es ein Buch, das man kaum aus der Hand legen möchte. Und allein schon die Idee lässt einen gar nicht mehr los: Wie ist es, wenn man jeden Morgen aufwacht und nicht weiß wer man ist geschweige denn, neben welchen Mann und in welchem Haus man aufgewacht ist. Wie kann man so noch ein menschenwürdiges Leben führen - und ist man nicht ein leichtes Opfer für all die Menschen, die uns jeden Tag eine neue Version der Vergangenheit erzählen können?
Ein Thriller, der diesmal ohne großes Blutvergießen und viele Morde auskommt, dafür aber umso härter die Psyche angreift. Was sind wir noch, ohne unsere Erinnerungen?
Sehr sehr spannend, bis in die letzte Seite, auch, wenn die Auflösung am Ende ein bisschen unklar wirkt, es tut dem Buch keinen besonders großen Abbruch.

5 Sterne

Sonntag, 30. Oktober 2011

Glück hinterlässt keine Narben. Aus Frieden lernen wir nicht viel.

"Das ist traurig! Es ist traurig, wenn jemand für Zuneigung zu solchen Mitteln greifen muss. Normale, glückliche Kinder sollten das nicht tun müssen. Normale Eltern sollten das bemerken. Wieso habe ich das all die Jahre nicht bemerkt? Weshalb gehe ich dauernd wie ein Versicherungsvertreter stolz mit meinen Wunden hausieren, statt mir gebührend leid zu tun?"

"So ist er, der ewige Teufelskreis. Wir achten alle nicht genug aufeinander. WIr lassen uns zu schnell von abwinkenden Händen und schiefem Grinsen und schlechten Witzen überreden, dass alles in Ordnung ist. Und glauben, dass alles in Ordnung ist. Bis irgendwann die Seele ihre fünfzehn Minuten Ruhm einfordert, und dann geht nichts mehr. Denn die Seele will mehr als den kleinen Finger. Sie will alles. Und bekommt alles. [...]
Ich kann das nicht heilen. Ich muss lügen, denn Angst ist sehr wohl schlimm. Angst ist das Gruseligste, was mir in meinem Leben je passiert ist, und ich möchte nicht, dass sie je wiederkommt. Angst raubt einem den Atem. Man kann nicht einmal weinen. Evolutionär betrachtet, muss man angesichts einer großen Bedrohung konzentriert sein. Tränen würden einem nur die Sicht verschleiern. Man muss aber sehen können, wenn man Angst hat, denn man muss sich schnellstmöglich in Sicherheit bringen. Nur, dass man in unserem Fall nicht weg kann. Man rennt immer nur gegen die eignenen Schädelwände."

Mängelexemplar - Sarah Kuttner

Samstag, 29. Oktober 2011

Das Labyrinth der Träumenden Bücher - Walter Moers



Das Labyrinth der Träumenden Bücher - Walter Moers

Hildegunst von Mythenmetz, der größte Schriftsteller Zamoniens, suhlt sich auf der Lindwurmfeste in seinem Erfolg. Da erreicht in ein mysteriöses Schreiben, das ihn verlockt, nach Buchhaim, der "Stadt der Träumenden Bücher", zurückzukehren. Dort trifft er auf eine neuerbaute Stadt, die vor Leben rund um das Buch nur so vibriert. Und er begegnet alten Bekannten, aber auch neuen Phänomenen und Wundern der Stadt. Librinauten und dem Biblionismus, Qualmoiren und dem Buchwein, sowie vor allem den obskuren Puppettisten, dem faszinierenden Puppaecircus Maximus und dem geheimnisvollen Maestro Corodiak.

FAZIT: Als ich anfing, dieses Buch zu lesen, war mir nicht bewusst, dass Walter Moers beschlossen hatte es (aufgrund der gewaltigen Prosa von Hildegunst von Mythenmetz) in zwei Teile aufzuspalten. (Diese Technik scheint heutzutage sehr beliebt zu sein, vor allem in der Filmindustrie, warum auch immer - Walter Moers sei es jedoch verziehen, sein Werk ist wenigstens gut und bis zu letzten Seite spannend). Jedenfalls dachte ich noch auf den letzten paar Seiten, dass jetzt das große, das einzige und überaus spannende Geheimnis gelüftet wird. Außerdem wunderte ich mich selbst auf der letzte Seite noch darüber, dass dieses Buch "Das Labyrinth .." hieß, jedoch kein einziges Mal das Labyrinth darin vorkommt. Aber Walter Moers hat es mal wieder geschafft, dass man ihm nicht böse sein kann und gespannt auf das dritte Buch über Zamoniens bekanntesten Dichter wartet. Trotz vielseitiger Ausführungen über den Puppetismus, der hier so gut wie den größten Stellenwert einnimmt (inklusive gekonnte Parodisierung bekannter Menschen und Theater- sowie Kultumstände in unserer Welt) liest sich das Buch in gewohnter Manier sehr flüssig und ist eigentlich kaum aus der Hand zu legen. Spannend wie eh und je wird Hildegunst von Mythenmetz' Weg durch Buchhaim beschrieben und lässt den Leser alles bildlich vor seinem inneren Auge entstehen. Auch, wenn dieses Buch nur auf das nächste heiß machen soll, sollte jeder Leser, der etwas auf sich hält, sollte schnellstmöglichst in die Buchhandlung seines Vertrauens rennen und es sich kaufen. Es lohnt sich!

5 Sterne

Samstag, 17. September 2011

Mittwoch, 7. September 2011

Harold - Einzlkind

"Er hat nie ein besonderes Faible für Menschen gehabt..."

"Realität ist grundsätzlich eine Lüge."

Montag, 8. August 2011

Tausend strahlende Sonnen - Khaled Hosseini


Tausend strahlende Sonnen - Khaled Hosseini

Mariam ist 15 Jahre alt, als sie aus der Provinz nach Kabulk geschickt und mit dem dreißig Jahre älteren Schuhmacher Raschid verheiratet wird. Jahre später kommt die Familie der Nachbarstochter Laila bei einem Bombenangriff ums Leben. Laila bleibt keine Wahl: Sie wird Raschids Zweitfrau. Das anfängliche Misstrauen zwischen Mariam und Laila weicht einer tiefen Freundschaft. Bald wehren sie sich gemeinsam gegen Raschids Brutalität. Während der Taliban-Herrschaft überstehen sie Bombardierungen, Hunger und physische Gewalt - und ihre Stärke wächst ins schier Übermenschliche.

Nicht zu zählen sind die Monde, die auf ihren Dächern schimmern, 
noch die tausend strahlenden Sonnen, die verborgen hinter Mauern stecken.

FAZIT: Ein wirklich berührender Roman über zwei Frauen, die es in einer der frauenfeindlichsten Regionen der Welt schaffen, sich zu behaupten. Ihre Schicksale werden mit detaillierten Wünschen, Sehnsüchten und Ängsten ausgeführt, die es bewunderswert erscheinen lassen, dass ein Mann so genau das Innenleben einer Frau wiedergeben kann. Außerdem zeigt er ihre innere Stärke, die beide zwar aus unterschiedlichen Quellen beziehen, aber doch verbindend als Frauen inne haben. Er lässt auch Raschid, den Hauptprotagonisten der Geschichte nicht ganz als den brutalen, frauenverachtenden Mann da stehen, der er eigentlich ist. Man merkt, zwar nur ganz selten und als Andeutung, aber immerhin, dass er auch menschlich ist und zumindest, wenn es zu seinem Vorteil gereicht, auch einmal seine netten Seiten früherer Jahre hervorrufen kann. Insgesamt ein beeindruckendes Porträt zweier Frauen und eines Landes, das so oft von fremden Gewalten missbraucht und geschädigt wurde, dass es kaum mehr die eigene Kraft hat sich wieder aufzubauen. Doch die Hoffnung, dass dies geschehen wird, besteht nicht nur in dem Autor, sondern auch in seinem Buch, welches er sehr anrührend und doch mit der nötigen Ernsthaftigkeit geschrieben hat.

4 Sterne

Samstag, 6. August 2011

Alles Glück kommt nie - Anna Gavalda


Alles Glück kommt nie - Anna Gavalda

Ein Architekt in den besten Jahren, eine geschickt taktierende Vierzehnjährige, eine Krankenschwester, die das Leben anderer rettet und sich selbst nicht helfen kann, ein hochbegabter und gefährdeter junger Trompeter, ein alter Gaukler mit einer weißen Taube, eine junge Frau, die in der Abenddämmerung Verse von T.S. Eliot rezitiert und über einen Landsitz voller Kinder, Pferde, Hunde und ein Lama gebietet - von diesen und vielen anderen Menschen erzählt Anna Gavalda in ihrem neuen Roman.

FAZIT: Eines ganz vorneweg: Der Schreibstil der Autorin ist schrecklich. Lässt man jedenfalls die letzten hundert bis zweihundert Seiten außen vor. Der plötzliche Wechsel und die anfänglichen Gedankenschnipsel, deren Sinn man nicht wirklich nachvollziehen kann und die einem das Verstehen der Geschichte sehr schwer machen, sind kaum für den Lesegenuss geeignet. Man wird zwar nach reichhaltigen Durchhalten belohnt, das Ende ist wirklich süß geschrieben und man wünscht sich auch gerne wie Kate zu sein, aber bis man dort angekommen ist, ist viel Disziplin gefragt. Ich, die ich noch nie ein Buch, so schlecht es auch war, abgebrochen habe, habe wirklich ernsthaft darüber nachgedacht, dieses Buch nicht weiterzulesen. Am Ende habe ich es doch gemacht und habe ein sehr nettes Ende vorgefunden. Aber wie gesagt: Wer weiß, dass er nicht viel Durchhaltevermögen besitzt, gleich die Finger von diesem Buch. Ansonsten verspricht das Buch mehr, als es halten kann.

3 Sterne

Das Schweigen der Lämmer - Thomas Harris


Das Schweigen der Lämmer - Thomas Harris

Nur ein Mann kann dem FBI noch helfen, den geistesgestörten Frauenmörder "Buffalo Bill" zu finden. Dr. Hannibal Lecter, der wegen einer Reihe von Verbrechen in der geschlossenen abteilung einer psychiatrischen Klinik verwahrt wird. Die junge FBI-Agentin Clarice Starling soll ihn verhören ...

FAZIT: Ein Thriller, der wohl locker an die von Hitchcock herankäme. Fein säuberliche Detektivarbeit, gepaart mit interessanten Aspekten der menschlichen Psyche. Dazu noch einen verrückten Massenmörder, mit einer ganz hirnrissigen Idee und einer jungen Frau, die manchmal mehr Glück als Verstand zu haben scheint. Am Ende weiß man nicht, ob man den zweiten Massenmörder, der im Buch sein Spielchen mit allen und jedem treibt - gemeint ist natürlich Hannibal Lecter - eigentlich noch so unsymphatisch finden soll, wie das nach moralischen Grundsätzen der Fall sein sollte. Und man fragt sich, wie verrückt Menschen sein können und wie unwissend wir eigentlich unser Leben leben.
Übrigens nichts für schwache Mägen. Aber ansonsten sehr zu empfehlen.

4 Sterne

Sonntag, 24. Juli 2011

Samstag, 23. Juli 2011

Angst und Schrecken in Las Vegas - Hunter S. Thompson


Angst und Schrecken in Las Vegas - Hunter S. Thompson

Eigentlich handelt es sich nur um einen journalistischen Auftrag, der Hunter S. Thompson alias Raoul Duke nach Las Vegas führt. Er soll dort in der Wüste über ein Autorennen berichten. Begleitet von seinem Anwalt Dr. Gonzo und ausgerüstet mit jeder nur erdenklichen Droge brechen sie auf zu ihrer Mission, die sich bald in einen wahnwitzigen Horrortrip verwandelt, der ganze Generationen geprägt hat. Die kongeniale Verfilmung mit Johnny Depp und Benicio del Toro ist ein Klassiker der Filmgeschichte.

FAZIT: Auf dieses Buch gestoßen, bin ich, wie könnte es auch anders sein, durch den wirklich unglaublich guten Film "Fear and Loathing in Las Vegas" mit Johnny Depp. Normalerweise lese ich keine Bücher, deren Filme ich als erstes gesehen habe, weil dann meine ganze Fantasie durch Filmszenen zerstört ist, aber da ich ein unglaublicher Johnny-Depp-Fan bin, haben mir die Filmszenen mit ihm, während des Lesens des Buchs kaum etwas ausgemacht. Gesagt soll sein, dass das Buch wohl genauso verrückt ist, wie der Film und man sich manchmal schon fragt, ob das nun alles auf wahren Begebenheiten beruht oder nur Fiktion ist. Danach vergeht einem auf jeden Fall erstmal für ein paar Wochen die Lust am Drogen nehmen (die man natürlich auch sonst nie haben sollte) und man kann einfach nur noch staunen, in welch menschliche Abgründe manche Leute sich begeben können. Das Buch ist einfach geschrieben und leicht und schnell durchzulesen, auch wenn des öfteren (ich denke doch sehr, gewollte) Verwirrung auftritt.
Trotzdem ist es wohl das erste Buch, bei dem ich behaupten würde, dass der Film besser ist und auf jeden Fall vor dem Buch gesehen werden sollte.

3 Sterne

Freitag, 22. Juli 2011

23 Bücher für 0,00 €

Nein, kein Witz und nein, auch nicht gestohlen oder sonst wie illegal entwendet. Rechtmäßig durch Hilfe beim örtlichen Bibliotheksflohmarkt erworben und dank eines halbjährigen Praktikums im letzten Jahr auch noch kostenlos. Ein kleines bisschen verrückt bin ich wohl doch. :)

Der Pate - Mario Puzo
Wahn - Stephen King
Sunset - Stephen King
Ein Hauch von Schnee und Asche - Diana Gabaldon
Das flammende Kreuz - Diana Gabaldon
Alles Glück kommt nie - Anna Gavalda
Der Schatten des WIndes - Carlos Ruiz Zafón
1984 - George Orwell
Antonio im Wunderland - Jan Weiler
Der Geschmack von Apfelkernen - Katharina Hagena
Das letzte Einhorn - Peter S. Beagle
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran - Eric-Emmanuel Schmitt
Dolly Sammelband 1 - Enid Blyton
Dolly Sammelband 4 - Enid Blyton
Dolly Sammelband 5 - Enid Blyton
Im Zwielicht - Lisa J. Smith
In  der Schattenwelt - Lisa J. Smith
Das Schweigen der Lämmer - Thomas Harris
Deutsche Grammatik - Wissen sofort
Wintertanz - Reinhard Krott
Die Farben der Wirklichkeit - Kristiane Allert-Wybranietz
Abseits der Eitelkeiten - Kristiane Allert-Wybranietz
Der ganze Himmel steht uns zur Verfügung - Kristiane Allert-Wybranietz
DVD: Lammbock

Dienstag, 5. Juli 2011

"Alles ist frei, es gibt alles umsonst. Das ist das Geheimnis. 
Nur du bist nicht frei. Du tust, was man dir sagt: Du sitzt auf deinem Platz, bis jemand sagt: "Steh auf." Du rührst dich nicht, bis jemand sagt: "Los."
Vielleicht gefällt's dir so. Es ist einfach. Alles da. Du brauchst dir darüber keine Gedanken zu machen. Du brauchst es nicht einmal zu fühlen. 
Manchmal wundere ich mich, wie es kommt, dass dieser Planet immer noch an meinen Füßen klebt. Sie haben alles Erdenkliche getan mich nicht hochkommen zu lassen ... meine Mum, mein Dad, die Schule. Sie haben mich in Heime mit netten Leuten gesteckt und in Heime mit Widerlingen. Sie haben mir Dinge angetan, über die man nicht einmal sprechen kann. Ich bin okay.
Und wie sieht's mir dir aus?
Das ist Gedankenkontrolle, verstehst du. Du musst in die Schule gehen, du musst die Prüfungen bestehen, auf die Uni oder die Fachoberschule gehen, einen Job kriegen, heiraten, bloß nicht den Anschluss verpassen, tu es jetzt oder du kannst dein Leben in den Ausguss kippen. Yeah. Sobald du geboren wirst, haben sie dich am Wickel. Niemals haben sie dich eine Sekunde deines Lebens einem Risiko ausgesetzt. Wenn du Kinder hast, wird man ihnen sagen, sie müssen eine Plastikmaske tragen und einen Penny in den Schlitz über ihrer Nase stecken, bevor sie einatmen können. 

Willst du noch mehr wissen? Hör zu, ich sag dir alles. Du kannst tun, was du willst. 
Du glaubst mir nicht. Du denkst, die ist total übergeschnappt. Yeah. Ich bin total übergeschnappt - weil ich ich sein will. Und du, was willst du sein? Du willst wie sie sein. Und weißt es noch nicht mal. Ich wette, du hattest noch nicht mal die Chacne es zu wissen. 
Erinnerst du dich, als du klein warst und die Großen sagten zu dir immer: "Du ungezogenes Mädchen, du ungezogener Junge", weil dir was kaputtgegangen war oder du was Falsches gesagt hattest? Sie haben zu dir gesagt: "Du bist ein schlechter Mensch."
Aber das stimmte ja gar nicht, du hast bloß was getan, was schlecht war. Nicht du warst schlecht. Du bist wunderbar. Du bist wunderbar und alles, was du tust, ist wunderbar, weil du es bist, der es tut. So stark bist du. Dz kannst was Schlechtes tun und wissen, dass es schlecht ist, oder du kannst was Gutes machen und wissen, dass es gut ist, aber das hat mir dir nichts zu tun. Du bist immer noch du. 
Glaub mir. Du kannst sein, wer du willst. Sei vorsichtig. Das ist ein Bann, ein Zauber. Hör dir die Worte an. Du kannst alles sein, du kannst alles tun, du kannst alles sein, du kannst alles tun. Hörst du den Zauber?
Du bist alles ... alle, jeder. Was du auch willst. Ich zeig's dir. Solange du innen drin du selber bist, kannst du Dreck fressen und er wird dir gut schmecken, weil du es bist, der das isst. Du kannst denen sogar den Arsch ablecken, wenn es sein muss. Du hörst ihnen zu, den Lehrern, Eltern, Politiker. Sie sagen immer, wenn du stiehlst, bist du ein Dieb, wenn du viel Sex hast, bist du eine Schlampe, wenn du Drogen nimmst, bist du ein Junkie. Sie wollen in deinen Kopf eindringen und dich mit ihrer Angst unter Kontrolle bringen. 
Vielleicht denkst du, deine Mum und dein Dad lieben dich, aber wenn du was Falsches machst, dann versuchen sie dich zum letzten Dreck abzustempeln, genau wie meine versucht haben mich zum letzten Dreck zu machen. Das ist die Strafe dafür, dass du du selbst bist. Spiel nicht ihr Spiel. Nichts kann dir was anhaben, du bleibst schön. 
Ich hab alles getan. Was dir auch einfällt, ich hab's getan. All die Dinge, die du dich nie getraut hast, all die Dinge, von denen du geträumt hast, all die Dinge, auf die du neugierig warst und dann wieder vergessen hast, weil du wusstest, du würdest es nie tun. Ich hab's getan, ich hab's gestern getan, während du noch im Bett lagst. 
Was ist mir dir? Wann legst du los?"

Junk - Melvin Burgess

Junk - Melvin Burgess


Junk - Melvin Burgess

Tar und Gemma wollen zu Hause raus: Tar hat nur Ärger mit seinem trinkenden Vater und Gemma erstickt in Spießigkeit. Sie hauen ab in die Stadt. In Bristol landen sie in der coolen Szene: Partys, gute Leute - und Drogen. Tar und Gemma lassen sich mitziehen, sie sind sicher, dass sie jederzeit aufhören können ...

FAZIT: Ein unglaublich authentisches, wenn auch teilweise klischeehaft anmutendes Buch, das wirklich an die Nieren geht. Der Weg zweier Jugendliche in die Heroinsucht und wie sie versuchen dort wieder rauszukommen. Der Verfall zweier Jugendlicher, die mit ihrem Leben nicht klar können bzw. wollen und einen Ausweg suchen, der am Ende durch Unwissenheit und Verzweiflung in die Drogensucht führt. Durch immer wechselnde Perspektiven wird die Geschichte um Tar und Gemma von allen Seiten beleuchtet und erschließt somit dem Leser eine ganz neue Welt. Am wichtigsten ist die Jugendsprache, die das ganze Buch über aufrecht gehalten wird und den Leser somit sofort in die Drogenszene mit ihren ganzen Gefahren, Wünschen, Ängsten bringt. Es ist ein Buch, über das man auch später noch viel nachdenken wird und das einen selbst tief trifft. Man kann mit den Protagonisten mitfühlenu und fragt sich doch selbst, ob man wirklich genauso gehandelt hätte, obwohl man tief drinnen weiß, dass die Handlungsweisen der beiden nur natürlich und menschlich waren.
Dieses Buch ist auf jeden Fall unbedingt zu empfehlen. Nicht nur für Leute, die in irgendeiner Weise mit Drogen zu tun haben, sondern auch für jeden anderen, ob Jugendlicher oder Erwachsener. Wirklich grandios geschrieben.


4 Sterne

Sonntag, 26. Juni 2011

Leichenraub - Tess Gerritsen


Leichenraub - Tess Gerritsen

Julia Hamill ist schockiert: Stammen doch die menschlichen Gebeine, die sie in ihrem Garten gefunden hat, von einer jungen Frau. Schnell entdeckt die Pathologin Maura Isles, dass sie ermordet wurde - vor ungefähr zweihundert Jahren. Wer ist die junge Tote, wer hat sie so heimlich verscharrt? Julias Neugier führt sie in die Vergangenheit Bostons zur medizinischen Fakultät der Universität. Und zu dem Medizinstudenten Norris Marshall, der hofft, einem gefährlichen Frauenmörder zu stellen - und dabei seine einzige Zeugin in höchste Gefahr bringt ...

FAZIT: Tess Gerritsen gehört definitiv zur Elite der Krimiautoren. Mit ihren teils in der Vergangenheit, teils in der Gegenwart geschriebenen Roman baut sie nicht nur überaus gekonnt Spannung auf, sondern zieht den Leser hinein in einen Kreis der Gefahren, Lügen und Geheimnisse. Sie lässt die Lösung aber nie zu einfach erscheinen, sondern spornt den Leser selbst zum Nachdenken an, so dass einen die Geschichte gar nicht mehr los lässt. Ganz abgesehen davon, dass das Buch so gut geschrieben ist, dass man es gar nicht mehr aus der Hand legen kann. Mit vielen deteilgetreuen Beschreibungen ihres eigenen, früheren Handwerks, des Arztberufes erschafft Tess Gerritsen eine authentische Welt, die den Leser vollkommen einfängt. Und selbst am Ende ist man sich nicht wirklich sicher, ob nun alles so ist, wie man es sich selbst zusammengereimt hat. Das war zwar mein erster, aber definitiv nicht mein letzter Roman von Tess Gerritsen. Für eher empfindliche Krimileser nicht so geeignet, dafür aber auch sehr gut als Einsteigerlektüre.

4 Sterne

Freitag, 24. Juni 2011

Das Model - Brigitte Blobel


Das Model - Brigitte Blobel

Als der Modefotograf Nik ausgerechnet an der linkischen Amelie das "gewisse Etwas" entdeckt, macht er der 15-jährigen Hoffnung auf eine Karriere als Cover-Girl. Amelie bereitet sich auf einen Modelwettbewerb vor - und erfährt die ganze Härte des vermeintlichen Traumberufs. Sie muss eine Entscheidung treffen.

FAZIT: Jugendgerecht beschreibt Brigitte Blobel in eindrucksvollen Bilder das Modelbuisness. Dass dieses eigentlich nie so ist, wie die jungen Mädchen sich das vorstellen, wissen die wenigsten. Und dass es vielen Mädchen genauso erging, wie Amelie, ebenso nicht. Es ist auch heute noch der vielleicht am meisten geträumte Traum aller Mädchen: Model werden. Und doch platzt dieser Traum meistens ziemlich unsanft. Mit gut gewählten und flüssig zu lesenden Sätzen ist dieses Buch auf jeden Fall all denen Teenagern zu empfehlen, die immer noch davon träumen Model zu werden. Zwar fehlen an ein, zwei Stellen ein bisschen die erklärten Übergänge, aber haben diese für die Hauptmessage des Buches auch nicht so viel Relevanz. Alles in allem ein Buch, dass man jungen Mädchen weiterschenken könnte.

2 Sterne

Mittwoch, 22. Juni 2011

Es muss nicht immer Kaviar sein - Johannes Mario Simmel


Es muss nicht immer Kaviar sein - Johannes Mario Simmel

Die tolldreisten Abenteuer und auserlesenen Kochrezepte des Geheimagenten Thomas Lieven. Er hat zwei Schwächen, dieser Geheimagent wider Willen: die Frauen und das Kochen.
Durch die Jahre des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit, durch eine Zeit voll Hass und Fanatismus, Lüge und Verrat geht unbeirrbar und unbesiegbar ein Mann, im Herzen die philosophische Erkenntnis: Es muss nicht immer Kaviar sein.

FAZIT: Simmel hat mal wieder ein Meisterwerk der unterhaltenden Lektüre geschaffen. Mit über 100 eingestreuten Kochrezepten, die nicht nur lecker klingen, sondern auch durchaus zum Nachkochen anregen, erzählt er hier die Geschichte eines ungewollterweise zum Geheimagenten geratenen Mannes. Mit viel Einfallsreichtum, Witz und Charme schlägt er all den vielen Geheimdiensten der Welt ein Schnippchen und schafft es immer wieder sich aus den unterschiedlichsten, auswegslos erscheinenden, Situationen herauszuschlagen. Ein Epos über die "Geheimagenterei", das man nur jedem empfehlen kann.

5 Sterne

Dienstag, 21. Juni 2011

Sommerstücke - Garrison Keillor


Sommerstücke - Garrison Keillor

Rachel spielt begeistert Geige und ist verliebt in Scott, den bestaussehenden Jungen auf Erden. Der spielt Cello und teilt ihre Leidenschaft für die Musik. anders als ihre Freundin Carol, die seit neuestem ständig mit ihrem Softball-Team auf Achse ist. Und trotzdem vermisst Rachel die vertrauten Gespräche mit ihr. Gerne wäre sie so normal wie Carol, denn mit ihrer Liebe für Bach und Mozart fällt sie auf. Doch im Laufe eines langen Sommers findet Rachel heraus, wer und was ihr eigentlich wichtig ist, egal was die anderen davon halten.

FAZIT: Ein wirklich netter Jugendroman, der für heiße Sommertage in der Sonne liegend sehr geeignet ist. Sehr einfach und doch authentisch geschrieben, überzeugt die Autorin mit einer Geschichte über ein junges Mädchen, das erst noch lernen muss, dass die Meinungen der Anderen nicht so wichtig sind, solange man mit sich, seiner Familie und seinen Zielen im Reinen ist. Mit lieb gezeichneten Figuren besticht das Buch mit einem ganz eigenen Charme und beschert dem Leser ein paar nette Stunden, in denen man alles um sich herum vergisst und in diese heile Welt eintaucht. Auch die klassische Musik kommt nicht zu kurz, ihre Ausübung wird sogar so lebhaft beschrieben, dass sich der instrumentenkundige Leser sofort an das seinige wünscht, um ein paar Takte zu spielen.  Ein sehr jugendlich gehaltener Roman und deswegen auch eher nur für diese Altersgruppe zu empfehlen. 

3 Sterne

Samstag, 18. Juni 2011

Heißer Sommer - Uwe Timm


Heißer Sommer - Uwe Timm

"Heißer Sommer" ist eines der wenigen literarischen Zeugnisse der Studentenrevolte. Heute, dreißig Jahre danach, ist das Buch selbst ein Stück Geschichte, das uneingeholte politische Erwartungen wachhält und die Atmosphäre eines bewegenden historischen Moments mit all seinen Spannungen, Aufbrüchen, beschleunigten Entwicklungen unvergessen macht.

FAZIT: Ein sehr wirr geschriebenes und langatmiges Buch. Uwe Timm baut sehr oft Zitate aus damals aktuellen Büchern, Flugschriften oder von Philosophen mit ein, die das lesen erschweren und auch intellektuell einen hohen Wissensgrad erfordern. Von der Studentenrevolte an sich, habe ich mir eigentlich etwas mehr gewünscht und doch wird es durch die Ich-Perspektive des Protagonisten und seine Handlungen dem Leser ganz gut näher gebracht. Man weiß am Ende auch nicht wirklich, wie die Geschichte an sich ausgegangen ist oder wo überhaupt das Problem des Protagonisten liegt, das ihn dann auch das gesamte Buch lang herumtreibt. In der Struktur des Buches hat Uwe Timm seine "Montagetechnik" aufs Höchste präzesiert, was die zusammengestückelte Atmosphäre noch erheblich anhebt. Ich habe mich fast durch das gesamte Buch gequält und war froh, als ich es endlich fertig gelesen hatte. Alles in allem ein Buch, das ich nicht unbedingt empfehlen würde, nur für hart gesottene Timm-Fans.

1 Sterne

Freitag, 17. Juni 2011

Am Beispiel meines Bruders - Uwe Timm


Am Beispiel meines Bruders - Uwe Timm 

"Abwesend und doch anwesend hat er mich durch meine Kindheit begeleitet, in der Trauer der Mutter, den Zweifeln des Vaters, den Andeutungen zwischen den Eltern. Von ihm wurde erzählt, das waren kleine, immer ähnliche Situationen, die ihn als mutig und anständig auswiesen. Auch wenn nicht von ihm die Rede war, war er doch gegenwärtig, gegenwärtiger als andere Tote, durch Erzählungen, Fotos und in den Vergleichen des Vaters, der mich, den Nachkömmling, einbezogen."

FAZIT: In diese, wie auch in seinen anderen Werken, befasst sich Uwe Timm mit einem weiteren sehr persönlichen Thema. Sein Bruder, der, gefallen im Zweiten Weltkrieg und für Uwe Timm nur eine bildlose Gestalt, die er von Erzählungen kannte, trotzdem immer gegenwärtig war, immer als Vergleichsobjekt des Vaters für den "Nachkommling", wie Timm selbst genannt wurde, stand. Sein Leben lang musste er sich mit dem mutigern, anständigeren, besseren Bruder herumschlagen, der am Ende gar zu einem Phantom wurde. Doch auch die Geschichte seines Vaters wird hier erzählt, das Verhältnis zu ihm, seine eigene Entwicklung, die in den innerlichen und äußerlichen Zerfall deutlich wurde. Erst, nachdem all seine Verwandten, Bruder, Vater, Mutter und Schwester gestorben waren, konnte sich Uwe Timm mit diesem Thema, mit diesem Aspekt seines Lebens beschäftigen und darüber schreiben. Mit Auszügen aus dem Tagebuch des Bruders, Briefen an seinen Vater und vielen Erinnerungsfetzen versucht Uwe Timm hier ein Bild zu liefern, eine kleine Rechtfertigung vor sich selbst, aber vor allem ein Schreiben, das nur eines zum Ziel hat: Verarbeitung. Es ist vielleicht sogar das persönlichste Buch, das Timm bis jetzt geschrieben hat und es ist definitiv lesenswert.

4 Sterne

Heißer Sommer - Uwe Timm

"Wir haben uns oft selbst nicht einmal diese Fragen gestellt. Die Frage, für wen man forscht, wer lehrt und vor allem, was man lehrt. Diese Fragen werden dann auch als unwissenschaftlich diffamiert. Solche Fragen nennen unsere Spektabilitäten schon revolutionär und dann sehen sie rot. Wir müssen lernen, solche Fragen zu stellen und zwar radikal. Lassen wir beizeiten die Tabus auffliegen, mit denen sie, die Herrschenden in diesem Land, ihre Herrschaft in unserem Bewußtsein wie mit einem Minengürtel abgesichert haben. Sprechen wir über die Klassengegensätze in unserer formierten Gesellschaft, decken wir die Formen der Ausbeutung in unserem Land auf. Zerstören wir die künstlich erzeugte Selbstzufriedenheit der Bürger in diesem Staat und denunzieren wir die Nutznießer dieser Selbstzufriedenheit. Der Unmut an diesem System soll wachsen. Es selbst produziert dafür die materielle Voraussetzung. Das offiziell verdrängte Elend muss sichtbar gemacht weden, das diese Gesellschaftssystem permanent verbreitet. Das Elend des planmäßig verkümmerten Massenbewußtseins im eigenen Land, die Ängste und Neurosen hier und der Hunger, die Zwangsherrschaft, der Krieg in den ausgebeuteten Ländern der Dritten Welt, aber auch das Elend der Zukunft, das vorbereitet wird. Sorgen wir dafür, dass die Energien des Widerstandes sich sammeln können und nicht durch das Ventilsystem abgesaugt werden, mit dem sich dieser Staat vorsorglich ausgerüstet hat. Entlarven wir die Ventilfunktion der demokratischen Formen, die er uns anbietet. Zeigen wir vor allem, wie die demokratische Kontrolle gerade dort aufhört, wo sie in den Interessen der herrschenden Schichten eingreifen könnte."
Heißer Sommer - Uwe Timm

Mittwoch, 15. Juni 2011

Der Freund und der Fremde - Uwe Timm


Der Freund und der Fremde - Uwe Timm

Benno Ohnesorg, 1967 auf der Anti-Schah-Demonstration in Berlin erschossen, war Uwe Timms Freund und Gefährte, als beide Anfang der sechziger Jahre das Abitur nachholten. Uwe Timm erzählt von dieser gewaltsam beendeten Freundschaft, von den Erfahrungen einer Generation und vom Aufbruch eines Schriftstellers.

FAZIT: Uwe Timm erzählt hier, in diesem Buch, nicht nur die Geschichte Benno Ohnesorgs oder ihrer Freundschaft, sondern auch einen großen Teil seiner eigenen Geschichte. Wie auch in "Die Entdeckung der Currywurst" versucht er einen Teil seiner Vergangenheit niederzuschreiben und damit selbst mit seiner Vergangenheit abzuschließen, um sie zu bewältigen und über sie hinwegzukommen. Mit seinem nüchternen Erzählstil verfolgt er jedoch in diesem Buch seine berühmte "Montagetechnik", in welcher er Briefe, Gedichte, Erzählungen von Zeitzeugen, eigene Erfahrungen und Zitate berühmter Persönlichkeiten zu einem ganzen und äußerst persönlichen Buch zusammenbindet. Er gibt lange verborgene Einblicke in das Leben und Wirken eines der "Idole" der 68er-Bewegung, um deutlich zu machen, dass Benno Ohnesorg eigentlich gar nicht so war, wie er immer dargestellt wurde. Dies gelingt Timm auch mal wieder unglaublich gut. Für all jene geeignet, die sich mit der Zeit um 68, Benno Ohnesorgs Tod und einem kleinen Teil der eigenen Biographie von Uwe Timm auseinandersetzen möchten, oder sich schon vorher dafür interessierten.

3 Sterne

Die Entdeckung der Currywurst - Uwe Timm


Die Entdeckung der Currywurst - Uwe Timm

Wie schmeckt die Erinnerung? Und wie kommt es zu großen und kleinen Entdeckungen? Der Erzähler will es wissen und besucht eine Frau, von der er glaubt, sie habe die Currywurst entdeckt. Aber zunächst erzählt sie eine ganze andere Geschichte: von ihrem Liebesverhältnis zu einem Soldaten im April '45. Und dann erweist sich die so alltäglich beginnende Geschichte doch als eine unerhörte Begebenheit...


FAZIT: Wenn man sich erstmal an den Erzähltstil Uwe Timms gewöhnt hat und an die doch recht eigentümliche Art, wörtliche Rede ohne Anführungszeichen, als indirekte Rede anmutend, darzustellen, lesen sich seine Bücher sehr schnell und fließend gut durch. Die Entdeckung der Currywurst als eine Kette von Zufällen gesehen, erzählt durch eine alte Frau, die zwar nur manchmal gebrochen erscheint, aber dann doch wieder in ihrer alten Kraft und Stärke aufleuchtet. Man möchte es nicht für möglich halten, was in diesem Buch erzählt wird und doch sieht man mal wieder, was die Liebe doch alles mit den Menschen anrichten kann. Ob nun wirklich wahr oder doch nur teilweise der Realität entnommen, bleibt dem Leser letztenendes verschlossen, doch schafft Uwe Timm es meisterlich dem Leser die Gefühle der Figuren einzupflanzen, sie in das Leben desjenigen zu integrieren und sie ihn auch nach der Lektüre nicht mehr abschütteln zu lassen. Eine Novelle, in der viel Vergangenheitsbewältigung betrieben wird, wie auch in all den anderen Büchern Timms. Doch erscheint es nicht langweilig oder wie eine distanzierte Schau auf das Leben eines anderen. Die Geschichte ist zwar nüchtern, klar und sachlich erzählt, lässt aber ohne weiteres eine Lebendigkeit aufwarten, die man so nicht erwartet.


4 Sterne

Mittwoch, 8. Juni 2011

Ronar 2 - Anke Höhl-Kayser


Ronar 2 - Anke Höhl-Kayser

Ronars Abenteuer geht weiter! Ein Jahr ist vergangen, seitdem Ronar seinen Vater, den Schwarzen König Elaran, besiegt und die Elthenkrone  für Athanian zurückerobert hat. Doch dann wird Ronars Welt von einem unvorhergesehenen Ereignis aus den Angeln gehoben: Eine mysteriöse Krankheit sucht Athanian heim. Ronar steht ihm mit seinen magischen Kräften zur Seite. Ihre einzige Hoffnung ist Ronars Vater: Nur er kann Athanians Leben retten.
Unterdessen wird der Elthenpalast von einem fürchterlichen Feind angegegriffen, gegen den sich Athanians Sohn Avenor als neugewählter Herrscher trotz seiner Selbstzweifel und seines Zwists mit seinem Bruder Satya behaupten muss.
Ronars und Athanians Reise führt die beiden Freunde durch Zeit und Raum. Wird der Schwarze König ihnen helfen?

FAZIT: Im zweiten Band der Ronarserie kann man nicht nur aus jeder Seite erkennen, dass Ronar als Figur reifer und erwachsener geworden ist, sondern auch, dass sich der zweite Band gegenüber dem ersten sogar noch verbesser hat. Auch in diesem Buch steht, neben den unterhaltenden Aspekten und dem neu hinzugewonnenen Genre der Sciene-Fiction, wieder vor allem die Psychologie im Vordergrund. Mit vielen liebevoll verpackten Weisheiten schafft es die Autorin kind- und jugendgerecht Denkanstöße zu bieten und den Kindern einige Hilfen für ihre eigene Entwicklung zu geben. Gerade die Verbindung mit einer spannenden Geschichte, die mit so einigen unerwarteten Wendungen aufwarten kann, lässt das Einbauen solcher Erkenntnisse nicht gekünstelt wirken und setzt ebendiese im Unterbewusstsein des Lesers fest, ohne, dass dieser viel davon merkt. Erst nach Beendigung der Lektüre beginnen sie zu brodeln und sich an die Oberfläche zu arbeiten, um im Gedächtnis haften zu bleiben.
Des Weiteren beeindruckt Anke Höhl-Kayser wieder mit einer äußerst bildhaften und sehr lebendigen Sprache, die jegliche beim Leser zu findende Fantasie anregt, sich die farbenfrohe und lebensbejahende Welt der Elthen vorzustellen. Die Bilder, die dabei entstehen, bleiben nachhaltig in Erinnerung und verleiten zum Träumen.
Für mich persönlich ganz besonders erfreulich war, dass ein weiterer Augenmerk dieses Bandes auf der Familie lag und was diese nicht nur bewirken, sondern vor allem für einen selbst auch bedeuten kann. Nach dem nicht nur spannenden, sondern auch glücklichen Ende im zweiten Band, kann man nur gespannt sein, was Ronar im dritten Buch erwartet und mit welchen Ideen die Autorin diesmal aufwartet. Lesenswert wird es, wie auch der zweite, auf alle Fälle sein!

4 Sterne

Hier der Link zur Rezension des ersten Bandes: Ronar

Sonntag, 5. Juni 2011

Für alle, denen es genauso ergeht!


Um mal ein bisschen Werbung für einen meiner liebsten Tumblr-Blogs zu machen (I don't have a cool name) und euch, im Warten auf neue Rezensionen, die bald kommen werden, ein wenig Lesestoff zu geben: Bookfessions

Samstag, 4. Juni 2011

Sonntag, 29. Mai 2011

Wüstenblume - Waris Dirie


Wüstenblume - Waris Dirie

Vom Nomadenleben in der somalischen Wüste auf die teuersten Designer-Laufstege der Welt - ein Traum.
Und ein Alptraum, denn Waris Dirie wurde im Alter von fünf Jahren Opfer eines grausamen Rituals: Sie wurde beschnitten. In "Wüstenblume" bricht sie ihr jahrelanges Schweigen und erzählt ihre Geschichte. Heute kämpft sie als UNO-Sonderbotschafterin gegen die Genitalverstümmelung, die täglich 6000 Mädchen erleiden müssen.

FAZIT: Dieses Buch gehört definitiv in die Kategorie der unbedingt zu lesenden Bücher. Es ist sehr einfach gehalten und geschrieben, aber dafür umso eindringlicher in seiner Botschaft. Nicht nur die Beschreibung Waris' Kindheit in der Wüste, bei welcher der Leser selbst eine unglaubliche Sehnsucht nach diesen Flecken Erde spürt, sondern natürlich auch die eigentliche Botschaft, die in dieser frühen "Biographie" Waris Dirie steckt, werden dem Leser sehr eindringlich vermittelt. Die schockierende Beschreibung der Beschneidung des jungen Mädchens konfrontieren den Leser mit einer Tatsache, die auch in den westlichen Ländern viel zu wenig beachtet und bekämpft wird. Dieses grausame Ritual, dass wegen Unwissenheit und Habgier durchgeführt wird, tötet nicht nur unzähliche afrikanische Mädchen, sondern straft die, die es überleben, ein Leben lang mit Schmerzen und Beeinträchtigungen. Der unglaubliche Aufstieg Waris Diries und ihr Kampf gegen diese Tat in ihrer Heimat sind nicht nur bewundernswert, sondern spornen auch selber dazu an, Aufklärungsarbeit leisten zu wollen und wenigstens ein klein bisschen dafür zu sorgen, dass der Traum, den Waris Dirie hat - eines Tages in einer Welt zu leben, in der keine kleinen Mädchen beschnitten werden - wahr werden zu lassen. Ein sehr berührendes Buch, das man auf jeden Fall lesen sollte!

4 Sterne

Samstag, 28. Mai 2011

Montag, 23. Mai 2011

Venuswurf - Tanja Kinkel


Venuswurf - Tanja Kinkel 

Das mächtige Rom im Jahre sieben nach Christus. Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: die machthungrige Enkelin des Augustus und die Zwergin, die von ihrem Vater in die Sklaverei verkauft wurde. Die eine will herrschen, die andere überleben. Eine Intrige kettet sie aneinander - und ein Wunsch, den beide teilen: endlich die Gelegenheit für ihren Venuswurf zu bekommen, jenem Moment, wenn man nicht nur beim Spiel, sondern auch im Leben alles gewinnen kann. Oder verlieren...

FAZIT: Tanja Kinkel gehört ohne Zweifel zu der Elite der Historischen Romanautoren. Und auch mit diesem Buch ist ihr wieder ein weiterer interessanter, mit vielen Details ausgestatteter und liebevoll zusammengeflochtener Roman gelungen, den man so schnell nicht aus der Hand legen will. Zwar sind die Intrigen nicht immer durchschaubar und leider kann der Leser ein paar Mal zu oft nicht einzelne Handlungsstränge miteinander verbinden, aber über diesen Mangel kann sich der Roman auf jeden Fall hinweg setzen. Überraschend erfrischend ist die Idee die Protagonistin als Zwergin in einer Welt der Riesen leben zu lassen, was man durchaus auch metaphorisch für ihre Lebenslage sehen kann. Trotzdem verflicht sich der Roman nicht in diesem Gewirr des Zwergendaseins, sondern lässt nur ab und zu Hinweise auf die Schwierigkeiten durchleuchten. Das Ende kommt ein bisschen zu abrupt und leider wird, wie oben schon einmal erwähnt, nicht wirklich aufgeklärt, wie die Intrigen denn nun eigentlich funktioniert haben, bzw. wer jetzt Sieger bleiben wird. Aber trotzdem bleibt einem der Roman mit einem positiven Nachgeschmack im Gedächtnis behaften.

3 Sterne

Freitag, 13. Mai 2011

"Jedermann erfindet früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält." 
- Max Frisch

Montag, 9. Mai 2011

Die Totenleserin - Ariana Franklin


Die Totenleserin - Ariana Franklin

Cambridge 1171: Um entsetzliche Kindermorde aufzuklären, wird aus Salerno ein Totenarzt nach Cambridge gerufen - auch wenn diese Kunst alles andere als gottgefällig ist. Keiner ahnt, dass es sich dabei um eine junge Frau handelt, die Beste ihres Fachs. Mit ihrer direkten Art, Aberglauben und Vorurteilen entgegenzutreten, irritiert sich die Mächtigen der Stadt. Auch den Steuereintreiber des Königs verwirrt Adelia, jedoch aus ganz anderen Gründen...

FAZIT: Ein historischer Roman, der durch seine Frische und seine etwas überraschende, wie auch "unkonventionelle" Geschichte (im Hinblick auf den Großteil der Historischen Romane) wieder Lust am Lesen dieses Genres macht. Die Charaktere sind nett und ausgeglichen gezeichnet, doch trotzdem nicht in den üblichen Mustern, sondern mit akzentuierten Merkmalen versehen, so dass sie auch mal aus der Rolle fallen können. Eingewoben in eine kleine Liebesgeschichte und mit einigen Humoreinspritzern gemischt, kommt beim Lesen Entspannung und Freude auf, so dass der Roman sich in einem Rutsch lesen lässt. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz und lässt einem sogar das eine oder andere Mal einen kleinen Schauer über den Rücken laufen. Alles in allem, ein gelungener Historischer Roman, der durch seine Andersartigkeit überzeugt.

4 Sterne

Mittwoch, 4. Mai 2011

Schutzengel - Paulo Coelho


Schutzengel - Paulo Coelho

Den Kampf um eine neue Welt trägt jeder zuerst in sich selbst aus.
Bist du dazu bereit?
Nur etwas kann verhindern, dass wir unsere Träume verwirklichen:
unsere eigene Angst.
Schutzengel - ein modernes spirituelles Abenteuer, in dem ein Mann mit seinen Zweifeln ringt und seine Ängste überwindet.

FAZIT: Anfangs mutet dieses Buch wohl etwas seltsam an, da es viel um Engel geht und Engel ja nicht unbedingt jedermanns Sache sind. Man muss sich erstmal darauf einlassen, auch daran zu glauben, dass es Engel, Schutzengel gibt. Dass jeder Mensch einen Schutzengel hat. Und dass man sie sehen und mit ihnen sprechen kann. Erst nachdem man sich auf diese Denkweise eingelassen hat, kann man das Buch voll genießen. Man kann sich in die Wüste hineinversetzen, in ihre Erbarmungslosigkeit, ihre schleichende Hitze und ihre manchmal etwas kurios anmutenden Einwohner. Doch es steckt viel Wahrheit hinter diesen Seiten und die Protagonisten kommen so real herrüber, dass es einem gar nicht schwer fällt, zu glauben, dass dies eine, bis auf ein, zwei fiktionelle Ideen, wahre Geschichte sein soll. Man beginnt sich zu fragen, ob es nicht doch noch ein paar andere Wahrheiten gibt, als die eine über Gott oder an welche man nun glauben möchte. Das Interesse für die mystischen, verzauberten und unerklärlichen Symptome in der Welt wird geweckt und der Roman fließt nebenbei immer schön weiter, geruhsam und in dem Paulo Coelho ganz eigenen Stil.

3 Sterne

Montag, 2. Mai 2011

Die Reise zum Zauberberg - Wolfgang Sewald



Die Reise zum Zauberberg - Wolfgang Sewald

Ein Märchen für Menschen, in denen das Kind noch lebt, die Sinn für Humor haben und die an das Schönste glauben, was es auf der Welt gibt: die Liebe.
Es ist die Geschichte von der sechzehnjährigen Mona, die eine Lieblingsbeschäftigung hat: Sie träumt gerne. Die wenigsten Menschen haben Verständnis dafür, doch das Erleben neuer Welten zieht sie immer wieder in seinen Bann und sie begegnet Wesen, die andere nur noch aus Erzählungen kennen. Ihr größter Wunsch ist es, dass eines dieser Traumwesen in ihr "wirkliches" Leben hinüberwechselt. Und dieser Wunsch geht in Erfüllung, doch anders, als sie sich das vorgestellt hat.


FAZIT: Ein Märchen, dass die wundersame Geschichte der drei Helden Mona, Mellie und Franz erzählt. Jeder hat eine unterschiedliche Lebensgeschichte mitgebracht, doch alle drei vereint eins: der Glaube an die Fantasie. In ihrer "wirklichen" Welt sind sie Außenseiter, wundersame Persönlichkeiten, doch eigentlich sind genau sie es, die das Leben wirklich verstehen und schon ein klein wenig gelernt haben, wirklich zu leben. Doch ihre Reise zum Zauberberg soll sie alle verändern. Aus jedem der drei wird das Beste herausgeholt und alle drei kommen glücklich, mit sich selbst im Reinen und geheilt davon zurück. Mit ihrer Fantasie haben sie das Wesen der Dinge verstanden. Sie haben gelernt, was es bedeutet zu lieben und zu leben. Lässt man sich auf diese wundersame Geschichte ein, wird man nicht mehr derselbe sein, wie vor der Lektüre des Buches. Man muss nur Neugierde und eine ausgeprägte Fantasie mitbringen und schon ist man mitten drin in diesem Abenteuer und dieser mysteriösen Welt, in der nichts ist, wie es scheint. Ein Märchen für Groß und Klein und vor allem für diejenigen Erwachsenen, die noch nicht verlernt haben zu träumen.

4 Sterne

Sonntag, 17. April 2011

Vögelfrei - Sophie Andresky


Vögelfrei - Sophie Andresky

"Ein Jahr lang hatte ich einen Freifahrtschein. Mein Mann hat ihn selbst unterschrieben: Zwölf Monate lang darf ich ficken, vögeln, lecken und lutschen und ganz allgemein tun und lassen, was ich will, mit wem ich will, wie oft ich will, wann ich will. Und ich hatte nicht nur die Erlaubnis. Ich hatte das Recht dazu."

FAZIT: Ein typischer Nackenbeisser, doch würde ich fast behaupten, dieser hier hat Stil. Die Protagonistin Marei bestraft ihren Mann für einen Fehltritt seinerseits mit einer etwas unkonventionellen Abmachung. Ein Jahr lang darf sie nicht nur über sein Geld verfügen und damit tun und lassen, was sie will, sie darf auch noch (im Rahmen ihrer nicht mehr existenten Ehe) ihre sexuellen Gelüste voll und ganz ausleben. Dabei erfährt sie nicht nur ein paar interessante Details über sich selbst, sondern lernt auch noch Freunde und Feinde kennen, mit denen sie sich herumschlagen muss. Am Ende feiert sie ihre Abschlussparty und auf dieser erzählt sie in kurzen Sequenzen, getarnt als Menü-Gänge ihre Geschichte. Dort begleicht sie auch alte Rechnungen und erfindet sich noch einmal neu.
Freizügig geschrieben und mit allerlei kuriosen Sexideen ausgestattet mutet dieses Buch am Ende doch eher humorvoll an. Trotz der oft von Autoren ausgenutzten Versuchungen etwas ausschweifend über das Thema Sex zu schreiben, schafft es Sophie Andresky ihr Buch nicht wie einen schlecht gemachten Porno daher kommen zu lassen. Sie behält Stil und das wichtigste: Humor.

3 Sterne

Samstag, 9. April 2011

Ronar - Anke Höhl-Kayser


 Ronar - Anke Höhl-Kayser

Der Weg in den Nebelwald führt den zwölfjährigen Ronar zugleich tief in sein Inneres. Als Fremder und Verrückter galt er in der Familie des Schmieds, in der er als Findelkind aufwuchs. Nun bricht er auf, seine Ziehschwester zu suchen, die von finsteren Reitern enführt wurde.
Im Reich der Elthen wird er bereits erwartet. Zwei mächtige Kräfte beginnen um ihn zu ringen: der weise Athanian, der ihn führt und beschützt, und Elaran, der Schwarze König, der ihn unwiderstehlich anzieht.
Ronar entdeckt die Verlockungen der Macht und die dunkle Kraft seines Zorns. Im Erlernen der Zauberkunst wächst er über sich hinaus, aber verliert auch die Kontrolle über sich. Bevor er das Rätsel seiner Herkunft lösen und den Ort seiner Bestimmung finden kann, muss er viele Gefahren bestehen und sich der größten aller Herausforderungen stellen: seinem eigenen Ich.

FAZIT: Auf den ersten Blick möchte dieses Buch wie die "Eragon-Triologie" von Christopher Paolini anmuten, doch scheint das nur kurzzeitig so. Je weiter man mit der Lektüre kommt, desto eher erkennt man, wie viel Wert in diesem Buch auf die Vermischung von Fantasie und Realität, von psychologischen Fragen und gut geschriebener Unterhaltung gelegt wird. Zudem animiert eine bildhafte Sprache den Leser zu Ausflügen in seine eigene Fantasie und regt ihn an, sich selbst mit wichtigen Existenzfragen und dem eigenen Ich zu befassen. Die trotz allem leicht verständliche und flüssig zu lesende Sprache hält immer wieder, versteckt in die Handlung der Geschichte, kleine Lebensweisheiten bereit, die Jung und Alt in ihrem eigenen Lebenswirrungen wiederfinden und verwerten können. Man nimmt gar nicht wahr, wie man sich ganz automatisch dieselben Fragen wie Ronar stellt, wie man sein Leben mit dem eigenen abgleicht und sich fragt, wie man selbst in dieser oder jener Situation gehandelt hätte.
Die einzelnen Kapitel sind nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz - genauso, wie die gesamte Länge des Buches, gerade richtig, um von allen Altersgruppen gelesen werden zu können. Die jüngeren Leser können dadurch zu einem reflektierteren Blick auf die Umwelt und ihr eigenes Tun angeregt werden, ohne, dass sie sich dessen groß bewusst sind. Und die Älteren können ein paar schöne Unterhaltungsstunden genießen, die nicht bloß pures Vergnügen sind, sondern auch nach dem Lesen noch weiter wirken.
Alles in allem fühlt man sich nach der Lektüre dieses Buch wie zu Hause in der Welt von Ronar und Athanian und möchte sie nach der Beendigung gar nicht verlassen. Doch kann man sich auch gleich in das nächste Abenteuer von Ronar stürzen, da nach diesem ersten Band auch schon ein zweiter erschienen, sowie ein dritter geplant ist..
Man kann aus diesem Buch mit ein bisschen Fantasie viele Quintessenzen unseres Lebens herausfiltern und hat trotzdem Spaß beim Lesen. Meiner Meinung nach ein gut umgesetzter Leitgedanke, den man heutzutage nicht mehr oft findet.

4 Sterne

Die Website der Autorin: http://www.hoehl-kayser.de/index.html

Dienstag, 22. März 2011

A week in December - Sebastian Faulks

People never explain to you exactly what they think and feel and how their thoughts and feelings work, do they? They don’t have time. Or the right words. But that’s what books do. It’s as though your daily life is a film in the cinema. It can be fun, looking at those pictures. But if you want to know what lies behind the flat screen you have to read a book. That explains it all.

Mittwoch, 16. März 2011

Der Geschichtenerzähler - Patricia Highsmith


Der Geschichtenerzähler - Patricia Highsmith

"Mich haben immer nur die kriminellen Möglichkeiten des Normalmenschen beschäftigt, dabei ist mir die Aufklärung des Mordfalles gleichgültig. Gibt es etwas Langweiligeres und Gekünstelteres als Gerechtigkeit? Das Leben schert sich einen Deut darum, ob einem Gerechtigkeit widerfährt. Ich erzähle Geschichten; mein Ziel ist nicht, den Leser moralisch aufzurüsten, ich will ihn unterhalten. Leute ohne Moral, wenn sie nicht sture, brutale Typen sind, amüsieren mich, sie sind phantasievoll, geistig beweglich und nicht bereit, sich der Gesellschaft zu beugen, und die sind dramatisch nahrhaft." - Patricia Highsmith

FAZIT: Patricia Highsmith schreibt Krimis. Und sie schreibt doch keine Krimis. Jedenfalls keine Krimis im herkömmlichen Sinne. Es sind auch keine Thriller oder Psycho-Thriller. Obwohl ihr Buch alles andere als langweilig ist. Und die Marke Psycho hat es auf jeden Fall weg, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne. Sie beleuchtet den Psychopathen in einem ganz normalen Menschen, in jemanden wie Du und Ich. Er könnte hier unter uns leben oder es könnte sogar man selbst sein. Mit einer präzisen Beobachtungsgabe und interessanten Details beschreibt sie einen ganz normalen Menschen und seinen Weg zum Mörder. Zum Mörder? Das ist die Frage, die offen bleibt. Zumal Patricia Highsmith den Leser so in den Strudel der wirren Gedanken der Hauptperson einbezieht, dass man manchmal gar nicht mehr weiß, was nun (fiktive) Realität ist und was sich der Protagonist nur ausdenkt. Geschickt versteht sie es ein banales Alltagsgeschehen so spannend zu beschreiben, dass der Leser gefesselt wird und doch die Einfachheit der Sprache und der Handlung überwiegt. Es ist ein Buch, das noch lange danach im Kopf herumschwellt und einem schwer im Magen liegt. Man muss es erst verdauen und sich damit beschäftigen, bis man es in einem Hinterstübchen ablegen kann. Zuviel Patricia Highsmith auf einmal ist gefährlich, aber doch macht ihr Stil und das Buch süchtig, so dass man nicht einfach mittendrin aufhören kann, um etwas anderes zu tun. Bei ihr tritt der Mord und die Aufklärung des Verbrechens in den Hintergrund, vielmehr interessieren sie die Hintergründe, Tatsachen und Gedanken, die einen Menschen zum Mörder werden lassen. Psychoanalyse inklusive.
Ein Buch für eingefleischte Krimi/Thriller-Fans und nichts für zarte Gemüter, auch, wenn es auf den ersten Blick so anmuten würde.

3 Sterne

Die Mütter-Mafia - Kerstin Gier


Die Mütter-Mafia - Kerstin Gier

Es gibt sie, die perfekten Mamis und Bilderbuch-Mütter, die sich nur über Kochrezepte, Klavierlehrer und Kinderfrauen austauschen. Doch eigentlich sind sie der Albtraum jeder Vorstadtsiedlung. Dagegen hilft nur eins. Sich zusammenrotten und eine kreative Gegenbewegung gründen: die "Mütter-Mafia"! Ab jetzt müssen sich alle braven Muttertiere warm anziehen...


FAZIT: Grandios! Das war das erste Buch, das ich von Kerstin Gier gelesen habe und ich muss sagen, ich bin begeistert. Man könnte fast sagen, sie ist eine "Koryphäe auf ihrem Gebiet". Mitunter einer der besten Frauenromane, den ich bis jetzt gelesen habe. Mit spitzer, ironischer Feder gezeichnete Vorstadtmütter, die zwar perfekt scheinen, aber man sollte aufpassen: Der schöne Schein trügt. Unglaublich witzig geschrieben und mit vielen Stellen, bei denen man sich das laute Auflachen beim besten Willen nicht verkneifen kann. Eine recht alltägliche Story, verknüpft mit dem richtigen Quäntchen Liebe, Happy-End und Friede-Freude-Eierkuchen. Trotzdem nicht zu kitschig und auf jeden Fall nicht nur als Zeitvertreib zum nebenbei lesen. Werde auf jeden Fall so schnell wie möglich die Fortsetzung lesen: "Die Patin". Und auch die anderen Bücher von Kerstin Gier werden möglichst bald den Weg zu mir finden. Ihr Stil ist wirklich klasse!

4 Sterne

Freitag, 11. März 2011

Die Stadt der Träumenden Bücher - Walter Moers


Die Stadt der Träumenden Bücher - Walter Moers

"Ja, ich rede von einem Ort, wo einen das Lesen in den Wahnsinn treiben kann. Wo Bücher verletzen, vergiften, ja, sogar töten können. Nur wer wirklich bereit ist, für die Lektüre dieses Buches derartige Risiken in Kauf zu nehmen, wer sein Leben auf's Spiel setzen will, um an meiner Geschichte teilzuhaben, der sollte mir folgen. Allen anderen gratuliere ich zu ihrer feigen, aber gesunden Entscheidung, zurückzubleiben. Macht's gut, ihr Memmen! Ich wünsche euch ein langes und sterbenslangweiliges Dasein und winke euch in diesem Satz Adieu!" - Hildegunst von Mythenmetz

FAZIT: Walter Moers ist ein Meister seines Fachs. Er war beim Schreiben dieses Buches, wie die Bewohner von Zamonien sagen würden, wahrlich vom Orm durchdrungen. Ein grandioses Leseerlebnis, das man sich wirklich nicht entgehen lassen sollte. Walter Moers vermischt hier Fantasy, Bücherliebe, Abenteuer und einen unglaublichen Ideenreichtum zu einem wirklich gelungenen Buch. Durch seine ganz eigene Schreibweise fasziniert er die Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Man fiebert mit den verschiedensten Figuren des Romans mit und man merkt selbst, wie man sich während der Lektüre des Buches verändert. Es reisst mit und erweckt die Sehnsucht nach einer Stadt wie Buchhaim (auch, wenn es dort Vorgänge gibt, die vielleicht gegen einen Besuch sprechen würden) und einem Leben, welches nur den Büchern gewidmet ist. Man möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen, selbst, wenn das Buch zu Ende ist.
Liebevoll gezeichnete Figuren (charakterlich und real ins Buch gezeichnete) lassen den Leser immer wieder Schmunzeln, ebenso, wie der dem Autor eigener Humor, den er in allen Facetten den Figuren auf den Leib schreibt. Dieses Buch begeistert und lässt die eigene Fantasie Luftsprünge vollziehen.

5 Sterne

Mittwoch, 9. März 2011

Die Stadt der Träumenden Bücher - Walter Moers

"Holzzeit – so nannte man in Buchhaim die beschaulichen Stunden des Abends, den behaglichen Ausklang des buchhändlerischen und literarischen Treibens des Tages. Wenn dicke Holzbalken in die Kamine gelegt und Pfeifen entzündet wurden, wenn blutschwere Weine ihre Aromen in den dickbäuchigen Gläsern entfalteten und die Meisterleser ihre Veranstaltungen begannen: dann war Holzzeit. Dann knisterten und knackten die Scheite im Feuer, und gelber Schein erfüllte die Lesezimmer. Alte Folianten und druckfrische Erstausgaben wurden geöffnet und die Zuhörer rückten näher, um Bewährtes oder Gewagtes, Essay oder Novelle, Romanausschnitt oder Briefwechsel, Lyrik oder Prosa vorgetragen zu bekommen. Holzzeit war die Zeit, in der sich der Körper zur Ruhe begab und der Geist erst richtig erwachte, in der die Phantome der Dichtkunst aus dem Papier stiegen und um die Köpfe der Hörer und Leser tanzten."

Montag, 7. März 2011

Anna Karenina - Leo N. Tolstoi


Anna Karenina - Leo N. Tolstoi

Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich.


FAZIT: Tolstoi ist mit diesem Werk ein wahres Gesellschaftsepos seiner damaligen Zeit gelungen. In fast tausend Seiten erzählt er die Geschichte Anna Kareninas, die sich, unzufrieden mit ihrem Mann und in ihrer Lebenslust eingeschränkt, in Wronskij verliebt. Sie betrügt ihren Ehemann und verlässt ihn am Ende ganz. Doch ihre Glück soll nicht lange währen: Zerüttet durch die Gesellschaft und in ihrer Entfremdung mit Wronskij gefangen, wird sie sich selbst das Leben nehmen.
Dem gegenüber steht Lewin, der junge grüblerische Gutsbesitzer, der in Kitty verliebt ist, sie aber erst nach einem zweiten Anlauf bekommt und mit ihr glücklich wird. Seine ständigen gedanklich erzeugten Hochs und Tiefs, während denen er sich den Sinn des Lebens und seines Seins zusammenphilosophiert sind aber der eigentliche Hauptaugenmerk, den der Autor auf Lewin gelegt hat.
Meisterhaft versteht es Tolstoi, durch bis in kleinste Detail beschriebene Beobachtungen, die russische Gesellschaft zu charakterisieren. Des Weiteren flicht er viele philosophische, wissenschaftliche und theologische Thesen in seinen Gesellschaftsroman ein, durch die der Leser nicht nur eigene Denkanstöße, sondern auch das wichtige Gedankengut der damaligen russischen Zeit geliefert bekommt.
Ein Buch, für das man Zeit braucht - die es aber auch definitiv wert ist.
Zu Recht bezeichnete Thomas Mann diesen Roman als den "größten Gesellschaftsroman der Weltliteratur". 


Für all jene, die gerne einmal einen dickeren Schmöker zur Hand und sich dafür auch Zeit nehmen. Es ist ein Buch das sich zieht, aber am Ende erscheint alles wohl proportioniert in einem harmonischen Licht.


4 Sterne

Sonntag, 27. Februar 2011

Das Lächeln des Regenbogens - Norbert Sütsch

Das Lächeln des Regenbogens - Norbert Sütsch

Es gibt nur einen Weg,
zu seinem Traum zu finden:
Der Glaube an sich selbst.
Ein Märchen - nicht nur für Erwachsene.

FAZIT: Ein wirklich süßes kleines Büchlein über ein Mädchen, das sich einen sommerhimmelblauen Elefanten wünscht und sich aufmacht, um diesen ihren Traum zu suchen. Zusammen mit ihrem Traum möchte sie auch all die anderen Träume ihrer Dorfbewohner zurückholen, damit diese wieder Lachen können. Mit ein paar kleinen Helfern macht sie sich auf den Weg, und erfährt dabei allerhand über das Leben und über die Wichtigkeit der Träume.
Für die jungen Träumer und jene Erwachsenen, die ihre Träume aufgegeben haben, aber doch nicht ohne können. Vielleicht finden sie wieder zurück, auf den Pfad, der das Leben ein bisschen lebenswerter und leichter macht. Viele Lebensweisheiten inklusive!

4 Sterne

Dienstag, 8. Februar 2011

Erlkönig - J.W. von Goethe

Erlkönig - J. W. von Goethe

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlkönig mit Kron' und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -

"Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand."

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? -
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind!
In dürren Blättern säuselt der Wind. -

"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
Und wiegen und tanzen und singen dich ein."

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? -
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau;
Es scheinen die alten Weiden so grau. -

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt."
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! -

Dem Vater grausets, er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Müh und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

Ein Gedicht, an dem Goethe mal wieder eindrucksvoll bewiesen hat, dass er eben doch einer der Besten war.

"The Versatile Blogger"-Award


Mir wurde von der lieben Ella ein Award verliehen! Dafür auch nochmals vielen lieben Dank, habe mich sehr gefreut:)

Die Regeln:

1. Danke der Person, die dir den Award gegeben hat, und verlinke sie in deinem Post.
2. Erzähle 7 persönliche Dinge über dich.
3. Gib' den Award an 15 Blogger weiter. Kontaktiere diese und lass' sie wissen, dass sie den Award bekommen haben.

Ich bin ein absoluter Harry Potter Fan. Habe die 7 Bücher auch schon 27 Mal durchgelesen. Es gibt keine besseren Bücher, als diese. Unbestritten! 
Ich will mal eine eigene (Zimmer-)Bibliothek haben. Bin schon fleißig am Sammeln.
Ich liebe Flohmärkte und alte Bücher. Da könnte ich stundenlang stöbern und auch ein halbes Vermögen im Tausch gegen tolle Bücher da lassen.
Ich kann nicht verstehen, dass es wirklich Leute gibt, die kein Spaß am Lesen haben.
Ich konnte schon mit 3-4 Jahren lesen.
Wenn ich nicht meine tägliche Leseportion bekomme, kann ich wirklich ziemlich launisch werden. Lesen ist für mich Erholung.
Ich mag Menschen nicht, die Bücher schlecht behandeln, oder sie anmalen oder sonstige Dinge damit anstellen. Am schlimmsten sind Eselsohren und den Einband verknicken.

Die Weiternominierung kann ich momentan leider gerade nicht fortführen, da ich ziemlich wenig Zeit habe und heute nur den Award annehmen und posten wollte. Vielleicht komme ich die Woche noch dazu, wenn nicht, kann sich einfach jeder von mir verfolgte Blog angesprochen fühlen ;-)

Sonntag, 6. Februar 2011

An sein Vaterland - Johann Christian Günther

An sein Vaterland
- Johann Christian Günther (1695 - 1723)

So lebe wohl mit allen Spöttern,
du ehmals wertes Vaterland.
Du trotzest bei so nahen Wettern, 
ich wünsche dir nur auch Bestand.
Was hat dir wohl mein Geist zu danken?
Verfolgung, Schande, Neid und Zanken
und Freunde, die kein Flehn gewinnt.
Ja, müßt' ich heute bei den Drachen
gefährliche Gesellschaft machen,
sie wären gütiger gesinnt.

Ich komme durch dein scheinbar Lügen
um Gönner, Glauben, Ehr und Freund. 
Mein Seufen kann dich nicht vergnügen,
so lang es auch erbärmlich weint.
Ha, unbarmherzige Leäne,
belohnst du so den Fleiß der Söhne?
Ist dieses die Erkenntlichkeit
vor so viel Wachen und Studieren,
nur dich mit Nutz und Ruhm zu zieren?
O falsche Welt, o grobe Zeit!

Gesetzt, ich hätte mich vergangen;
wo läßt die Mutter so ein Kind, 
das endlich mit betränten Wangen
die rechte Straße wiederfindt?
Es sei dein Irrtum oder Tücke:
Gnug, daß dein Zorn mein künftig Glücke
durch solchen Grund zu Schanden macht.
Du schmähst mich nicht allein im Staube,
du hast auch gar von meinem Raube
den Frevlern Vorschub zugebracht.

Wohlan, so reize selbst die Waffen, 
die Wahrheit und Verdruß regiert!
Wer sind die meisten deiner Pfaffen,
von welchen all mein Unglück rührt?
Wer sind sie? Lästrer, faule Bäuche, 
Tartuffen, Zänker, böse Schläuche
und Schwätzer, so die Wahrheit fliehn,
Beruf und Gott im Beutel tragen,
sich täglich um die Kappe schlagen
und Weib und Pöbel an sich ziehn.

Du hegst Betrug und Aberglauben,
den aller Weisen Freiheit haßt;
der Rabe jauchzt, man würgt die Tauben, 
der Reiche spott't der Armen Last.
Was tun die unbeschnittnen Juden?
Sie brüsten sich in teuren Buden
und schielen höhnisch in die Quer, 
als wenn, Gott geb, ein Pursch ihr Diener, 
der Mauerpfeffer aber grüner
als unser Musenlorbeer wär'.

Die Klügsten sitzen an dem Zolle, 
verrechnen Leben und Vernunft;
was kost' das Heu? Was gilt die Wolle?
So spricht man in  Zusammenkunft.
Was sag' ich von dem Frauenzimmer?
Ihr Schönsein ist nur Farbenschimmer;
sie heißen keusch, sie sind nur dumm,
und die noch etwas Grütze führen, 
die kehren stets vor fremden Türen 
und nehmen alles blind herum. 

Dies seh' ich für gewisse Zeichen
vom Greuel der Verwüstung an:
Wo Kunst und Weisheit einmal weichen,
da ist's um aller Heil getan.
Ja, steckten nur nicht hin und wieder
noch wenig treu und kluge Brüder,
so spräch' ich: Land, du bist nicht wert, 
da so ein Carl dein Glück erhebet
und daß du einen Kopf erlebet, 
der dich durch unsre Kunst verklärt.

Ich fürcht', ich fürcht', es blitzt von Westen, 
und Norden droht schon über dich.
Du pflügst vielleicht nur fremden Gästen. 
Ich wünsch'  es nicht. Gedenk an mich!
Du magst mich jagen und verdammen, 
ich steh' wie Bias bei den Flammen
und geh', wohin die Schickung ruft. 
Hier fliegt dein Staub von meinen Füßen, 
ich mag von dir nichts mehr genießen, 
sogar nicht diesen Mund voll Luft.

Man meint, der Herr hätte eine Vorraussage gemacht, damals im schönen 17. Jahrhundert.

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